Neu an der Fakultät
Clara Nicolay und Evelyn Urban
Kunst und Körper
Evelyn Urban und Clara Nicolay verbindet nicht nur ihre Leidenschaft für Kunstgeschichte, sondern auch ein gemeinsames Büro am Institut für Kunst- und Musikwissenschaft der Universität Graz. Seit Herbst 2025 arbeiten die beiden als Universitätsassistentinnen an ihren Dissertationen und bringen frischen Wind in die Forschung und Lehre. Der tägliche Austausch über ihre wissenschaftlichen Projekte, die Herausforderungen des Lehrens und das Leben als Jungforscherinnen in Graz ist für die beiden zu einer inspirierenden Routine geworden.
Fotografinnen
Evelyn Urban hat in Graz zunächst Pädagogik studiert und anschließend im Sozialbereich gearbeitet. Ihre Begeisterung für Kunstgeschichte führte sie jedoch zurück an die Universität, wo sie derzeit an ihrem Dissertationsprojekt „Gesichter der Landschaft: Erna Lendvai-Dircksens Fotografien deutscher Volksgesichter im Kontext von Rasse, Physiognomik und Landschaft“ arbeitet.
Bereits in ihrer 2024 bei ART-Dok in Heidelberg veröffentlichten Masterarbeit „Eine Amerikanerin fotografiert das Kriegsende und nimmt ein Bad in Hitlers Wanne: Lee Millers Kriegsfotografien 1945“ beschäftigte sich Evelyn Urban intensiv mit der Bedeutung des Kontextes von Bildsprache und auch der Biografie der Fotografin.
In ihrem Dissertationsprojekt untersucht Evelyn Urban die fotografische Arbeit von Erna Lendvai-Dircksen während der Zeit des Dritten Reichs. Lendvai-Dircksen, bekannt für ihre Porträt- und Landschaftsaufnahmen, unterstützte mit ihren Bildern die Blut- und Boden-Ideologie der Nationalsozialisten. Ihre Fotografien suggerierten unter anderem einen Zusammenhang zwischen physiognomischen Merkmalen und landschaftlichen Elementen. Evelyn Urban betrachtet in ihrem Forschungsvorhaben die Bildsprache und die eingesetzten stilistischen Elemente von Lendvai-Dircksens Arbeiten. Diese werden von Urban sowohl inhaltlich als auch ideologisch einer kritischen Analyse unterzogen. Dabei stehen insbesondere ikonografische und formale Aspekte im Fokus, um mögliche (Dis-)Kontinuitäten innerhalb ihres Schaffens zu untersuchen. Ein zentraler Schwerpunkt liegt auf der Frage, wie die Identität der porträtierten Personen durch die Verbindung von physiognomischen Merkmalen und landschaftlichen Elementen konstruiert wurde.
Der Körper als Medium
Clara Nicolay hat Kunstgeschichte an der Goethe-Universität Frankfurt a.M., an der Università degli studi di Torino und an der Università degli Studi „La Sapienza“ in Rom studiert. Sie ist Gründerin des Dok Netzwerk KGI Frankfurt, einer Plattform für den Austausch von Nachwuchswissenschaftler:innen im Bereich Kunstgeschichte. Ihr Dissertationsvorhaben begann sie bei Hans Aurenhammer und Eva Struhal an der Goethe-Universität, bevor sie die Idee zu Ihrem Dissertationsvorhaben an die Universität Graz verlegte.
In ihrer Dissertation „Zwischen Bühne und Leinwand. Theatrale Ereignisse, künstlerische Produktion und Netzwerkbildung in Florenz um 1600“ untersucht Clara Nicolay die Verbindungen zwischen theatraler und künstlerischer Praxis. Im Zentrum ihrer Forschung steht der Körper als Medium ästhetischer Erfahrung. Ausgehend davon widmet sich Clara Nicolay der Frage, wie Künstler:innen um 1600 in Florenz performative Praktiken, wie das Mitwirken an Theaterstücken, in ihre künstlerische Arbeit integrierten. Viele Künstler:innen dieser Zeit waren in Akademien oder Bruderschaften verbunden, von denen es in dieser Zeit in Florenz eine Vielzahl gab und die auch das Alltagsleben der Künstler:innen prägten. Nicolay untersucht die Rolle dieser Netzwerken und wie diese künstlerische Prozesse beeinflussten. Dafür wird sie auch 2026 als Eva Schler Fellow einen dreimonatigen Forschungsaufenthalt am Medici Archive Project in Florenz absolvieren.
Evelyn Urban studierte Pädagogik und Kunstgeschichte an der Universität Graz. Seit Oktober 2025 arbeitet sie als Universitätsassistentin im Bereich der Kunstgeschichte des 18. bis 20. Jahrhunderts bei Julian Blunk.
Clara Nicolay absolvierte ein Studium der Kunstgeschichte und Romanistik sowie das Fortbildungsprogramm „Buch- und Medienpraxis“ an der Goethe-Universität Frankfurt am Main. Seit Oktober 2025 ist sie Universitätsassistentin am Institut für Kunst- und Musikwissenschaften und forscht unter der Leitung von Robert Felfe.