Walter Iber
Brücken schlagen
Der Historiker Walter Iber forscht zu Unternehmensgeschichte, Wirtschafts- und Sozialgeschichte mit Fokus auf globale Wirtschaftsentwicklungen des 20. Jahrhunderts und zu Wirtschaftsgeschichte des Sports.
Der Professor für Wirtschafts- und Sozialgeschichte verbindet mit seiner Professur die Forschung im Bereich moderner Wirtschafts- und Unternehmensgeschichte an der Geisteswissenschaftlichen und an der Sozial- und Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät. Ein Fachbereich, der ein Alleinstellungsmerkmal in der österreichischen Forschungslandschaft darstellt.
Neu an der Fakultät?
Zugegeben, „neu“ bezieht sich bei Walter Iber mehr auf seine 2023 frisch angetretene Professur, als auf seine Zugehörigkeit zur Geisteswissenschaftlichen Fakultät, hat er doch schon am Institut für Geschichte studiert, seine Dissertation hier verfasst und auch 2017 seine Habilitationsschrift über „Staatsverschuldung, Budget und Fiskalpolitik in Österreich, 1918-1995: ökonomische und gesellschaftspolitische Aspekte“ hier eingereicht. Auch dürfte Iber den aufmerksamen Rezipient:innen von Zeitungen oder Radioberichten kein Unbekannter sein, wird er doch häufig um Kommentare oder Interviews gebeten: Sei es zu seinem „Steckenpferd“ der Wirtschafts- und Sozialgeschichte des Sports oder zu russisch-österreichischen Wirtschaftsbeziehungen.
Lernen aus der Vergangenheit
In Forschung wie Lehre widmet sich Iber großen Zusammenhängen, denn nur wenn man die Vergangenheit kennt, kann man auch aus ihr lernen. So setzt sich auch sein Interesse an sowjetisch-österreichischen Wirtschaftsbeziehungen – über die er bereits dissertiert hat (Die Sowjetische Mineralölverwaltung in Österreich. Zur Vorgeschichte der OMV 1945–1955) – in aktuellen Drittmittelprojekten, die der Forscher eingeworben hat, fort (Soviet-Austrian Trade and Economic Relations 1955–64).
Wie es z. B. zur österreichischen Abhängigkeit von russischem Gas kam oder wie sich die Wirtschaftsbeziehungen der beiden Länder insbesondere nach dem zweiten Weltkrieg entwickelten, erklärt Iber auch in Experten-Interviews, wie in den ORF III Dokumentationen „zeit.geschichte. Dokumentation: Schwarzes Gold – Geschichte der Ölindustrie in Österreich“ und „zeit.geschichte. Dokumentation: Gute Geschäfte – Geschichte der Gasversorgung in Österreich“.
Das Verstehen von großen Zusammenhängen ist etwas, das Iber an seine Student:innen weitergeben möchte. Neben Praxisnähe, dem Verständnis für eine Pluralität von Meinungen und der Fähigkeit, komplexe Inhalte verständlich aufzubereiten, gehört dies zu den Eckpfeilern seiner Lehre. So möchte Iber exzellenten Nachwuchs fördern.
Fruchtbare Kooperationen
Eine besonders spannende Kooperation, an der Walter Iber maßgeblich beteiligt ist, ist die Zusammenarbeit mit dem Magazin Business Monat. In der bereits siebten Auflage werden Sondernummern unter dem Titel „Business HISTORY Monat“ herausgegeben. Diese Ausgaben widmen sich steirischer Wirtschaftsgeschichte. Welche Unternehmen haben sie geprägt? Wie haben sie sich entwickelt und wie betten sie sich in die Wirtschafts- und Industrielandschaft ein? Diesen und weiteren Fragen widmen sich Studierende der Lehrveranstaltung „Business History“, die ihre Arbeiten auf diese Weise einem breiten Publikum vorstellen können.
Brückenschlag
Iber gelingt nicht nur der Brückenschlag zwischen Forschung und Vermittlung, sondern er verbindet auch zwei Arbeitsbereiche der Uni Graz miteinander, die zu Wirtschafts- und Unternehmensgeschichte forschen: Den Arbeitsbereich Wirtschafts- und Sozialgeschichte am Institut für Geschichte (GEWI-Fakultät) und das Institut für Wirtschafts-, Sozial- und Unternehmensgeschichte (SOWI-Fakultät; Institutsleitung: Thomas Krautzer). Zudem ist er Vorstandsvorsitzender der Österreichischen Gesellschaft für Unternehmensgeschichte (ÖGU), die 2022 ihren Sitz von der WU Wien nach Graz verlegt hat
Walter Iber ist seit September 2023 als Professor für Wirtschafts- und Sozialgeschichte am Institut für Geschichte tätig. Er habilitierte sich 2018 mit seiner Schrift zu ökonomischen und gesellschaftspolitischen Aspekten der österreichischen Staatsverschuldung an der Universität Graz und ist seit 2022 Vorstandsvorsitzender der Österreichischen Gesellschaft für Unternehmensgeschichte.