Moderne Gesellschaften sind durch Migration, Mehrsprachigkeit und kulturelle Transformationsprozesse gekennzeichnet. Als globales Phänomen bestimmt und prägt Mehrsprachigkeit nachhaltig gesellschaftliche Strukturen, Wertvorstellungen und kulturelle Identitäten sowie wirtschaftliche und politische Systeme und Bildungseinrichtungen. Dies erfordert eine erhöhte Sensibilität in der geisteswissenschaftlichen Forschung und Lehre gegenüber der Polyfonie von Sprachen und Kulturen, die sich immer mehr von einer Ausnahme zu einer gesellschaftlichen Norm entwickelt.
Mehrsprachigkeit und kulturelle Transformationen sind nicht nur Spiegel der Gesellschaft und Ressource für sprachliche Kommunikation, sondern auch das primäre Werkzeug für Wissensdiskurse, Bildungserwerb, die Konstruktion von Identitäten sowie für Aushandlungsprozesse des gesellschaftlichen Zusammenlebens.
Ziel des Schwerpunktbereichs ist es, durch interdisziplinäre geisteswissenschaftliche Forschung neue Sichtweisen auf gesellschaftliche, institutionelle und individuelle Erscheinungsformen von Mehrsprachigkeit, Migration und die daraus folgenden kulturellen Transformationen zu ermöglichen. Durch Verbundforschung sollen Synergien geschaffen sowie Forschungsaktivitäten auf fakultärer und gesamtuniversitärer Ebene nachhaltig vernetzt werden.
Dabei sollen die Forschungsprojekte im Schwerpunktbereich entlang der drei Perspektiven Raum – Zeit – Akteur:innen ausgestaltet werden. In sozialen, kulturellen, politischen oder imaginierten Räumen der Mehrsprachigkeit und des Sprachkontakts stehen Akteur:innen und Artefakte im Zentrum der Auseinandersetzung mit sprachlichen und kulturellen Transformationsprozessen. Im Schwerpunktbereich wird der Fokus ebenso auf Spracherwerbs-, Sprachmittlungs-, Translations- und Mediationshandlungen gelegt. In Räumen der Mehrsprachigkeit wie im Bildungs- oder Gesundheitsbereich, in wirtschaftlichen oder kulturellen Einrichtungen sollen verstärkt mehrsprachige Akteur:innen mit ihren vielfältigen sprachlichen Praktiken, Bedeutungszuschreibungen oder Sinnkonstruktionen in den Mittelpunkt gerückt werden. Entlang der Dimension Zeit werden Mehrsprachigkeit, Migration und kulturelle Transformation auch aus historischer Perspektive beleuchtet. Geisteswissenschaftliche Forschung spielt mit ihrem inter- und transdisziplinären Potenzial eine zentrale Rolle, sprachliche Ungleichheiten in ihrer zeitlichen Dimension zu reflektieren und diesbezügliche politische Diskurse kritisch zu hinterfragen.
Im Sinne eines Neudenkens der Geisteswissenschaften angesichts der multiplen Herausforderungen gegenwärtiger Gesellschaften und der hohen gesellschaftlichen Relevanz von Mehrsprachigkeit, Migration und kultureller Transformation wird der Schwerpunktbereich kritisches Denken mit Feldarbeit koppeln und Forschung an der Schnittstelle von theoretischen Grundlagen und angewandter Perspektive ermöglichen. Eine wesentliche Zielsetzung und Aufgabe dabei ist, den Transfer der wissenschaftlichen Erkenntnisse in Lehre und Gesellschaft in den Vordergrund zu rücken. Diese enge Kopplung drückt das Bekenntnis der zukunftsorientierten Geisteswissenschaften zur Mitgestaltung von pluralistischen Gesellschaften und zur gemeinsamen inter- und transdisziplinären Lösungsfindung für die multiplen Krisen und Herausforderungen der Gegenwart und der Zukunft aus.
Es sind vier Forschungslinien, sogenannte „Cluster“, die der Schwerpunktbereich erforscht:
Habilitierte Mitglieder
Univ.-Prof. PhD Boban Arsenijević (Professor für Slawische Sprachwissenschaft)
Univ.-Prof. Dr. phil. Şebnem Bahadır-Berzig (Professorin für Translationswissenschaft)
Assoz. Prof. Mag. Dr. phil. Dina El Zarka (Habilitiert in Sprachwissenschaft)
Assoz. Prof. Dr. phil. M.A. M.A. Anouschka Foltz (Habilitiert in Anglistik)
Ao. Univ.-Prof. Mag. Dr.phil. Nadja Grbic (Habilitiert in Translationswissenschaft)
Univ.-Prof. Mag. Dr. MA Barbara Hinger (Professorin für Fremdsprachendidaktik)
Assoz. Prof. Mag. Dr. phil. Veronika Mattes (Habilitiert in Sprachwissenschaft)
Univ.-Prof. Mag. Dr. phil. Sabine Schmölzer-Eibinger (Professorin für Deutsch als Zweitsprache und Sprachdidaktik)
Assoz. Prof. Mag. phil. Dr.rer.soc.oec. Bakk. MA Rafael Schögler (Habilitiert in Translationswissenschaft)
Univ.-Prof. Dr.phil. M.A. Georg Vogeler (Professor für Digital Humanities)