Nigerianische Praktiken des männlich-weiblichen Cross-Dressings: Eine Untersuchung von Geschlechtsüberschreitungen in der digitalen Jugendkultur

Das Projekt CROSSING, das über das Zentrum für Kulturwissenschaften abgewickelt wird,  untersucht, wie ausgewählte nigerianische Jugendliche Cross-Dressing und damit einhergehenden Praktiken annehmen, um normative Geschlechterrollen in den sozialen Medien zu überschreiten. In den meisten Teilen Afrikas werden nicht heternormative Geschlechterperformanzen kriminalisiert. Als Folge darauf wird Transvestismus geächtet. Gleichzeitig haben es nigerianische Wissenschaftler:innen weitgehend versäumt, die Geschlechtertransgressionen jenseits der hegemonialen binären Strukturen zu untersuchen. In den wenigen Fällen, in denen sie sich mit Transvestismus befasst haben, haben sie ihn im Einklang mit den Ansichten der Regierung bewertet – und zwar als lächerliche Gestalten 

Die vorliegende Studie konzentriert sich auf männlich-weibliches Cross-Dressing (MCD) und Transvestismus auf Online-Plattformen wie Instagram, Facebook und TikTok. Sie zielt darauf ab, eine eklatante Forschungslücke zu schließen und parteiischen Forschungsperspektiven entgegenzuwirken. Fokussierend auf die Social-Media-Performances von Idris Okuneye (Bobrisky), James Brown (Princess of Africa) und Daniel Anthony Nsikan (Jay Boogie) argumentiert CROSSING, dass diese Performer Cross-Dressing betreiben und geschlechtsuntypische Identitäten annehmen, um ein neues Selbst zu konstruieren sowie den politischen Status quo herauszufordern. Mit Hilfe von Online-Performances setzen sie sich gegen rechtliche Beschränkungen und ihre soziale und kulturelle Ausgrenzung zur Wehr.