Logische Wahrheit und Historizität
Das Hauptziel dieses Projekts ist es, die Beziehung zwischen formaler Logik und Historizität aus phänomenologischer Sicht zu untersuchen. Diese Beziehung verdient eine philosophische Betrachtung, da die historischen Verwandlungen, welche die Grundbegriffe der Logik betreffen, die angenommene Objektivität dieser Wissenschaften und die Transparenz ihrer Wahrheiten für die menschliche Vernunft in Frage stellen. Wie lässt sich die Objektivität des logischen Denkens mit der für die formale Logik charakteristischen Historizität vereinbaren? Die standardisierte Antwort auf eine solche Frage besteht darin, den potenziell störenden Effekt historischer Umwandlungen durch eine lineare Konzeption der wissenschaftlichen Entwicklung zu eliminieren.
Die Grundhypothese dieses Projekts ist, dass die phänomenologische Begrifflichkeit über die theoretischen Ressourcen verfügt, diese Frage neu zu konzeptualisieren, diese Antwort zu kritisieren und eine nicht-skeptische Alternative vorzuschlagen. Dies soll in drei Schritten geschehen. Zunächst werden die relevanten Konzepte der Husserlschen Methode der sogenannten „genetischen Phänomenologie“ entwickelt und ihre Anwendung auf die formale Logik begründet. Zweitens wird diese Methode auf einen entscheidenden historischen Fall für die Konstitution der modernen Logik angewandt, nämlich Freges Begriffslehre. Drittens wird sich erschließen, dass die Historizität einer formalen Wissenschaft wie der Logik zwar nicht geleugnet werden kann, aber auch keine Bedrohung für ihre Objektivität darstellt.
Die spezifische Methode, die anwendet wird, ist von Husserls „genetischer Phänomenologie“ inspiriert, nicht jedoch zu verstehen als eine vorgefertigte Reihe von Regeln und Begriffen, die unterschiedslos auf verschiedene Bereiche angewendet werden können. Vielmehr sollen Husserls Texte zu diesem Thema, die in jüngster Zeit wachsende Literatur zur Phänomenologie der formalen Wissenschaften und einige einschlägige Erkenntnisse der analytischen Philosophie herangezogen werden, um eine originelle Theorie zu entwickeln, die diese verschiedenen Beiträge zu einer einheitlichen Perspektive zusammenführt.
| Projektzeitraum | 01.09.2025 - 31.08.2028 |
| Fördergeber Förderprogramm | FWF Einzelprojektförderung/ESPRIT |
| Bewilligungssumme | € 346.505 |
| Einheit | Institut für Philosophie |
| Profilbereich | |
| Schwerpunktbereich der Fakultät | |
| Projektverantwortung | Dr. Gabriele Baratelli |
| Projektmitarbeiter:innen | Dr. Philipp Berghofer, BSc MA |
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