Early Manila Hokkien (EMHo)
Im Mittelpunkt des EMHo-Projekts steht ein chinesisch-spanisches handschriftliches Wörterbuch aus dem frühen siebzehnten Jahrhundert: das "Bocabulario de lengua sangleya por las letraz de el A.B.C.". Das von einem anonymen spanischen Missionar verfasste und mehr als 200 doppelseitige Blätter umfassende Bocabulario bietet eine reichhaltige Dokumentation der von chinesischen Migranten in Manila gesprochenen Sprache. Diese Sprache ist als Southern Min oder alternativ, insbesondere in Südostasien, als Hokkien bekannt.
Ziel des Projekts ist es, den Inhalt des Bocabulario durch eine digitale wissenschaftliche Edition zugänglich zu machen, die digitale Faksimiles, eine diplomatische Transkription und eine englische Übersetzung umfasst. Eine erweiterte normalisierte Darstellung des spanischen Originaltextes und zusätzliche linguistische Annotationen mit interlinearen Glossen, Tontranskriptionen und chinesischen Schriftzeichen sollen die Daten einer breiteren linguistischen Gemeinschaft zugänglich machen und damit neue Möglichkeiten für die digitale Kodierung außereuropäischer Sprachen schaffen. Auf der Grundlage dieser Edition wird das Bocabulario analysiert, indem es in drei miteinander verbundene Kontexte eingeordnet wird: Sprachgeschichte, Missionarslinguistik und historische Soziolinguistik. Die historisch-linguistische Analyse baut auf der Hypothese auf, dass die chinesischen Migranten in Manila eine Kontaktvarietät sprachen, die als Early Manila Hokkien bekannt ist und Merkmale verschiedener südlicher Min-Dialekte enthält. Durch einen systematischen linguistischen Vergleich soll der Status des frühen Manila-Hokkien innerhalb der Gruppe der Southern-Min-Dialekte und des südostasiatischen Sprachraums bestimmt werden.
Die Forschung im Bereich der Missionarslinguistik zielt darauf ab, die linguistische Metasprache und lexikographische Struktur des Bocabulario aus einer iberoromanischen Perspektive zu klassifizieren und durch terminologische und lexikographische Vergleiche zu ergründen, wie Missionare eine chinesische Sprache außerhalb Chinas - und damit in Abwesenheit eines intellektuellen Austauschs mit chinesischen Sprachwissenschaftlern - konzeptualisierten. In seiner sozio-historischen Dimension stellt das Projekt die Tatsache in den Vordergrund, dass das frühe Manila-Hokkien eine von Migranten gesprochene Sprache war. Da die chinesische Migration wesentlich zur sprachlichen Komplexität Manilas beigetragen hat, versucht das Projekt, die Art des sprachlichen Umfelds der Stadt in der frühen Phase des spanischen Kolonialismus zu rekonstruieren. Konkret geht es darum, Erkenntnisse über den Status des frühen Manila-Hokkien im Vergleich zu anderen Sprachen und über die vorherrschenden kolonialen Sprachideologien zu gewinnen, die das soziolinguistische Umfeld prägten.
Das Projekt wird im Rahmen des internationalen WEAVE-Programms von der DFG und dem FWF finanziert und in Kooperation mit Hans-Jörg Döhla (Romanisches Seminar, Universität Tübingen) und Henning Klöter (Institut für Asien- und Afrikawissenschaften, Humboldt-Universität zu Berlin) durchgeführt.
Projektzeitraum | 01.07.2024 - 30.06.2027 |
Fördergeber | FWF |
Bewilligungssumme | € 204.057 |
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Projektmitarbeiter:innen |
Melanie Frauendorfer, BA |
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