Digitale Edition der Theaterchroniken Gumpenhubers (GuDiE)
Der Wiener Hof war im 18. Jahrhundert ein Zentrum des Sozial- und Kulturlebens Europas. Entsprechend unterhielt er zur Repräsentation ein umfassendes Netzwerk, in dem die Wiener Hoftheater (und deren Personal) als wichtige Institutionen des kulturellen Handelns wirkten. Für die Jahre 1758 bis 1763 ist das kulturelle Handeln des Wiener Hofs durch die Theaterchroniken des Ballettmeisters Philipp Gumpenhuber dokumentiert. Diese Theaterchroniken stellen eine bedeutende und einzigartige Quelle für die Musikgeschichte des 18. Jahrhunderts dar. Allerdings geben diese Chroniken nicht nur Einblicke in die Theaterinstitutionen, sondern auch in das soziale und politische Leben des Wiener Hofs.
Erst in jüngerer Zeit verwendet die Forschung zum Musiktheater des 18. Jahrhunderts einen erweiterten Werkbegriff, der vorsieht, dass das musikalische Werk nicht mehr nur als musikalischer „Text“, sondern vielmehr als „Aufführung“ begriffen wird, die von einer Vielzahl an „Akteuren“ in Verbindung mit deren soziokulturellem Kontext auf unterschiedlichen Ebenen beeinflusst wird. Dieser auf kultur- und theaterwissenschaftlichen Konzepten basierende „performative turn“ hat die Beschäftigung mit Musiktheatergeschichte nachhaltig verändert und bietet vielfältige interdisziplinäre Anknüpfungspunkte – nicht zuletzt für das Forschungsprojekt „Digitale Edition der Theaterchroniken Philipp Gumpenhuber’s (1758–1763)“.
Das von Ingeborg Zechner geleitete und an der Universität Graz durchgeführte Projekt verfolgt das Ziel, die von Philipp Gumpenhuber verfassten Theaterchroniken im Rahmen einer digitalen Edition (GuDiE) der Wissenschaft und der interessierten Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Die digitale Edition GuDiE generiert grundlegende, wissenschaftlich-kuratierte Daten, die als „linked data“ den Ausgangspunkt für weitere digitale Projekte zur Kulturgeschichte Europas im 18. Jahrhundert bilden. Zudem liefert GuDiE wertvolle Daten für bereits bestehende digitale geschichtswissenschaftliche Forschungsprojekte zum Wiener Hof. Durch das inhaltliche und methodische Zusammenwirken der Disziplinen Musikwissenschaft, Geschichtswissenschaft und Digital Humanities schafft GuDiE bedeutende Erkenntnisse über das komplexe Zusammenspiel soziokultureller, politischer, repräsentativer und ökonomischer Faktoren im Hoftheaterleben des 18. Jahrhunderts.
GuDiE wird in Kooperation mit dem Zentrum für Informationsmodellierung der Universität Graz, der Österreichischen Nationalbibliothek, der Houghton Library der Harvard University, der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (Projekte theadok.at und VieCPro), und dem Institut Public Sector Transformation der Berner Fachhochschule durchgeführt.
Projektzeitraum | 02.04.2024 - 31.03.2028 |
Fördergeber Förderprogramm | FWF Einzelprojektförderung |
Bewilligungssumme | € 641.147,47 |
Einheit | Institut für Kunst- und Musikwissenschaft |
Profilbereich | Dimensionen Europas |
Projektverantwortung | Priv.-Doz. Dr.phil. Ingeborg Zechner, MA. |
Projektmitarbeiter:innen | Véronique Braquet, BA. Christina Dittmann, BA. Selina Galka, BA. BA. MA. MA. Jakob Leitner, BA BEd |
Projekthomepage | GuDiE – Digital Edition of Gumpenhuber's Theatre Chronicle (1758–1763) (hypotheses.org) |