Saptarshi Mallick
(Zwischen)Welten
Kennen Sie indische Feminist:innen oder bengalische Literaturnobelpreisträger:innen? Nein? Dann kann ein Blick auf die Forschung von Saptarshi Mallick von Interesse sein. Bereits zum zweiten Mal in seiner wissenschaftlichen Karriere hat es den Literatur- und Kulturwissenschaftler nach Graz gezogen. Der Blick von schreibenden Frauen auf neue, fremde Kulturen und Menschen, ist dabei im Fokus seiner Forschung.
Saptarshi Mallicks Forschungsschwerpunkte liegen im Bereich Transnational Travel Writing, Women’s Writings und Translationswissenschaft. Insbesondere ist Mallick inspiriert von Arbeit und Wirken des bengalischen Philosophen, Musikers und Lyrikers Rabindranath Tagores, der 1913 den Nobelpreis für Literatur erhielt und dessen Philosophie und Dichtung der Lebensbejahung in Osten wie Westen auf große Zustimmung fiel. Tagore sieht insbesondere in interkulturellen Begegnungen die Möglichkeit Menschen, ja Völker miteinander zu verbinden. Das Gemeinsame bei allen Unterschieden zu entdecken, die Menschlichkeit in uns allen zu erkennen und dabei Barrieren zu durchbrechen.
Schreibende Frauen
Bereits im Jahr 2020 forschte Saptarshi Mallick fünf Monate lang über ein Ernst Mach-Stipendium – weltweit in Graz. In dieser Zeit arbeitete er an seinem PostDoc Projekt über die indische Philanthropin, Sozialreformerin und Feministin, Lady Abala Bose, deren Schriften bisher noch wenig wissenschaftliche Aufmerksamkeit gewidmet wurde. Lady Abala Bose gehörte zu Rabindranath Tagores engeren Umfeld. Die Arbeiten daran kamen in Graz so gut voran, dass nach der Rückkehr nach Indien Herr Mallick sein Projekt fertigstellen und 2024 bei Routledge unter dem Titel „Connecting Spaces: Travelogues and Letters of Lady Abala Bose“ publizieren konnte.
Saptarshi Mallicks aktuelles Forschungsprojekt widmet sich ebenfalls einer literarischen Schnittstelle zwischen Indien und dem Westen mit Fokus auf Transnational Travel Writings. Insbesondere will er sich Schriften von Amerikaner:innen widmen, die ab 1850 Reisen nach Indien unternahmen und Inder:innen, die nach Amerika reisten, wie zum Beispiel jene der Krankenschwester Gretchen Green, deren Autobiographie 1936 unter dem Titel „Whole World and Company“ erschien.
Begegnungen
Obwohl, oder vielleicht auch weil, Herrn Mallicks erster Aufenthalt in Graz mit einigen Herausforderungen verbunden war – fiel er doch genau in die Zeit der Pandemie – hat er ein Stück Österreich in seinem Herz mitgenommen, wie er sagt, da er so gefördert und unterstützt wurde. Im Zuge seiner Forschung stieß Saptarshi Mallick dann immer wieder auf Verbindungen zwischen Österreich und Indien und so verwundert es wenig, dass es ihn vier Jahre nach seinem ersten Forschungsaufenthalt, wieder nach Österreich zurückgeführt hat. Im April 2024 kam Saptarshi Mallick zurück an die Universität Graz, um am Institut für Amerikanistik eine Stelle als Assistenz Professor bei seinem Mentor und Förderer Stefan L. Brandt anzutreten.
Saptarshi Mallick hat an der Universität Kalkutta Englisch (Master, Doktorat) studiert. Er war von 2019 bis 2024 als Assistenzprofessor für Englisch an der University of North Bengal (Sukanta Mahavidyalaya, Dhupguri, Jalpaiguri) tätig und hat in dieser Zeit auch mehrere Fellowships unter anderem ein Visiting Fellowship in Oxford absolviert. Er ist Assoziierter Herausgeber von „Gitanjali and Beyond“, einem internationalen, frei zugänglichen E-Journal des Scottish Centre of Tagore Studies (ScoTs), Edinburgh. Zuletzt erschien seine Monographie „Connecting Spaces: The Travelogues and Letters of Lady Abala Bose” (Routledge 2024). Seit April 2024 ist Saptarshi Mallick als PostDoc am Institut für Amerikanistik der Geisteswissenschaftlichen Fakultät in Graz tätig.