Christina Mariella Fritz
Übersetzte Kunst
Christina Mariella Fritz forscht am Institut für Theoretische und Angewandte Translationswissenschaften zu translatorischen Prozessen in der bildenden Kunst.
Zwei Herzen schlagen in der Brust von Christina Fritz: eines für Translationswissenschaft und eines für Kunstgeschichte. Umso glücklicher ist der Umstand, dass sie sich bei ihrem Dissertationsprojekt mit beiden Bereichen beschäftigen kann. Am Institut für Theoretische und Angewandte Translationswissenschaften verfasst Fritz im Forschungsbereich „Translation, Geschichte und Politik“ eine Dissertation über die translatorische Prozesswirkung auf Kunst politisch Verfolgter in der Zeit des Nationalsozialismus. Das Forschungsinteresse entstand durch das bisher geringe Interesse in der Translationswissenschaft unter dem Begriff Künstler:in auch bildende Künstler:innen, neben Dichter:innen oder Schriftsteller:innen zu verstehen, sowie der Tatsache, dass in der Kunstgeschichte wenig Interesse an politischen Aspekten der Kunstproduktion und Migrationsforschung bestand.
Wort und Bild
Die Faszination für Sprachen wie Kunst begleitet Fritz schon lange. Die beiden Interessen haben sich bereits in ihrer Schulzeit verwoben, weshalb ein Doppelstudium Klarheit schaffen sollte, doch anstatt sich für ein Fachgebiet zu entscheiden, hat sie sich immer weiter in beide Materien vertieft und schließlich mit dem von ihr bearbeiteten Forschungsgebiet eine Verbindung gefunden.
Translatorische Prozesswirkung
Fritz arbeitet, innerhalb des Forschungsbereichs der Translationsgeschichte, zu Prozessen, deren Basis die Translator Studies bilden. Dabei werden Medien wie Bilder, Literatur, Fotographie und ähnliches als Quellen herangezogen, um sich der Figur des/der Übersetzer:in anzunähern, deren Werke im weiteren Verlauf als Belege für einen stattgefundenen translatorischen Prozess dienen sollen. Schon in ihrer Masterarbeit hat Fritz diesen interdisziplinären Zugang gewählt und über Die Darstellung des Hl. Hieronymus als Übersetzer in der Malerei (Wien, 2021) geschrieben. In dieser Arbeit über den Schutzpatron der Übersetzer:innen wird die Analyse malerisch-künstlerischer Darstellungen als neue Möglichkeit – neben den bisher rein sprachlich-textlichen Ansätzen – innerhalb der Übersetzungswissenschaften betrachtet, um Informationen zu einer übersetzenden Person zu erhalten.
Dieser übersetzer:innen-fokussierte Ansatz ist nun in Graz der Ausgangspunkt für die Forschung von Christina Fritz. Sie beschäftigt sich mit bildenden Künstler:innen, die auf Grund ihres religiösen oder politischen Hintergrunds Deutschland bzw. Österreich zu Beginn des 2. Weltkriegs verlassen mussten, beispielsweise ihren Kunststil mit ins Exil nahmen, diesen dort anpassten und somit ein translatorischer Prozess herbeiführten. Der Begriff des Übersetzens wird dabei weiter gefasst und nicht nur aus translationswissenschaftlicher Perspektive angesehen, sondern auch ein Blick darauf geworfen, wie andere geisteswissenschaftliche Disziplinen (kulturelle) Übersetzung definieren, um Gemeinsamkeiten und Unterschiede der Begriffsdefinitionen zu diskutieren und herauszustreichen. Die Kunstwerke dienen im Dissertationsprojekt mit dem Arbeitstitel Die translatorische Prozesswirkung auf Kunst politisch Verfolgter. Exilkunst in der Zeit des Nationalsozialismus. als materielle Belege, um Wechselwirkungen und Prozessmerkmale herausstreichen zu können. Zu den Künstler:innen mit denen sie sich befasst zählen, u. a. Georg Grosz, Lore Ottilie Krüger und Heinz Worner.
Christina Mariella Fritz hat in Graz ihre Bachelorstudien Transkulturelle Kommunikation und Kunstgeschichte und in Wien die Masterstudien Translation und Kunstgeschichte absolviert. Nach einer Anstellung als Wissenschaftliche Mitarbeiterin und Lehrbeauftragte an der New Design University, St. Pölten hat es sie 2023 wieder zurück an die Uni Graz geführt. Seit Oktober ist sie am Institut für Theoretische und Angewandte Translationswissenschaften als Universitätsassistentin (prae-doc) tätig, wo sie, von Pekka Kujamäki betreut, an ihrem Dissertationsprojekt forscht.