Gesellschaftlichen Fehlentwicklungen vorwegzunehmen und Möglichkeiten für ein besseres Zusammenleben aufzuzeigen, ist die Intention vieler Autor:innen und Regiseur:innen. Warum das beim Publikum gut ankommt, erzählen Klaus Kastberger und Stefan Brandt.
Buch, Bildschirm und Leinwand als Spiegel der Wirklichkeit: Fiktive Werke zeigen seit jeher, „wo wir als Gesellschaft stehen und wohin wir uns entwickeln könnten, wenn wir weitermachen wie bisher“, schildert Stefan Brandt, Literatur- und Kulturwissenschaftler am Institut für Amerikanistik. Und meistens schaut es dabei recht düster aus. „Ab der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts gibt es in der Belletristik kaum mehr positive Entwürfe der Zukunft“, bestätigt Klaus Kastberger, Leiter des Franz-Nabl-Institut für Literaturforschung. Brandt erklärt: „Wir wollen Kunst, die vor Gefahren warnt und unsere eigenen Ängste bestätigt.“ Aber warum? Billiger Grusel ist es nicht.
Vielmehr können warnende Szenarien ganze Generationen prägen. In „Matrix“ (1999) muss sich der Hacker Neo entscheiden, ob er die Welt so wahrnehmen will, wie sie ist – als eine von Maschinen gesteuerte Simulation, in der Menschen als Energiequellen dienen. Die Kritik des Films am Überwachungsstaat wurde, so Stefan Brandt, zum Nährboden für rechtskonservative Verschwörungsfantasien, derer sich auch Anhänger:innen von Donald Trump bedienen. Eliten, die uns fest im Griff haben, alles von uns wissen und denen Schattenregierungen zuarbeiten – dazu findet man heute jede Menge im Web. Die „Matrix“-Ideologie hat sich verselbstständigt.
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