Zum Vortrag
„Raus aus der Uniform, rein in die Uniform! Männlichkeit und Nation im österreichischen Nachkriegsfilm (1945-1955)“
Die ersten Nachkriegsjahre in Österreich waren gekennzeichnet von einer tiefen gesellschaftlichen Verunsicherung. Neben der Sorge um die wirtschaftliche Zukunft wurde vor allem die Frage der nationalen Identität und die aus den Fugen geratene traditionelle Geschlechterordnung (Stichwort „Männlichkeitskrise“) heftig debattiert. Der österreichische Film spielte eine einflussreiche Rolle in diesem Diskurs: er setzte sich mit den Ängsten und Sorgen des Publikums auseinander und bot die ersehnte Orientierung. In meinem Vortrag möchte ich anhand ausgewählter Filmbeispiele beleuchten, wie der filmische Diskurs österreichische Männlichkeit von Schuld reinwusch, sanft modernisierte und so die ins Wanken geratene männliche Machtposition stärkte. Über diese Repräsentationen von Männlichkeit rehabilitierte der Film auch die österreichische Nation und schuf positive Identitätsangebote, die bis heute nachwirken.
Maria Fritsche ist Geschlechterhistorikerin mit einem Schwerpunkt im Bereich moderne internationale Geschichte, Krieg, Militär und Besatzung, Justiz und Nachkriegsgesellschaft, Kino und Film. Sie studierte Geschichte, Politikwissenschaft und Gender Studies an den Universitäten Wien und Bern. Nach ihrer Promotion in Filmgeschichte an der University of Portsmouth, UK, hatte sie Postdoc- und Forschungsstipendien an der University of Southampton, am Deutschen Historischen Institut Washington, D.C., sowie an der NTNU inne, wo sie als 2014 Associate Professor und 2016 als Full Professor berufen wurde. In den letzten Jahren hat sich Maria Fritsche mit dem Alltagsleben unter deutscher Besatzung in Norwegen während des Zweiten Weltkriegs befasst, wobei sie sich insbesondere auf die komplexen sozialen Beziehungen zwischen den Besatzern und den Besetzten konzentriert. Zudem leitet sie derzeit das NOS-HS-Projekt „Cinema, War and Citizenship at the Periphery. Cinemas and their audiences in the Nordic countries, 1935-1950“. Maria Fritsche ist derzeit im Rahmen des ELF-Projekts „Geschlechterräume inter/disziplinär erkunden“ (Projektleitung Heidrun Zettelbauer) als Gastforscherin an der Universität Graz.
WANN: 5. Juni 2025, 18:00 Uhr
WO: Universität Graz, UR 09.23, Heinrichstraße 26/2. Stock
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