Im Rahmen der Konferenz werden grundlegende Konzepte der Moderne aus den theoretischen Perspektiven der postkolonialen Theorie und des dekolonialen Denkens untersucht. Diese Perspektiven zielen darauf ab, die imperialistischen und kolonialistischen Verflechtungen aufzudecken, die den westlichen Vorstellungen von Modernität inhärent sind. Wie Walter Mignolo treffend feststellte, „there cannot be modernity without coloniality."1 Dekoloniales Denken betrachtet die Moderne nicht als eine konkrete Entität oder historische Epoche, sondern als eine Ansammlung selbstreferentieller Narrative, die mit Vorstellungen von Modernisierung und Fortschritt verwoben sind. Die Moderne wurde als eine idealisierte Version ihrer selbst in einer vermeintlich globalen Landschaft konstruiert, in der Modernisierung und Entwicklung als treibende Kräfte galten. Sie symbolisierte einen zukünftigen Horizont, auf den sich alle Bewohner:innen des Planeten zubewegen sollten.
Die Neuinterpretation der Moderne und ihrer epistemischen Gewalt hat die Geschichte und Geschichtsschreibung der modernen Kunst in den letzten Jahren stark beeinflusst. In den letzten Jahrzehnten hat sich in der Kunstgeschichte ein Paradigmenwechsel vollzogen, der zu einer Neukonfiguration der globalen Modernismen geführt hat, indem Kontaktzonen, Netzwerke und transkulturelle Austauschbeziehungen künstlerischer Ausdrucksformen jenseits eurozentrischer Beschränkungen hervorgehoben werden.
Unter Verwendung des Konzepts der ‘Entanglements’ verortet unsere Forschung den künstlerischen Ausdruck in seinen jeweiligen sozialen und politischen Kontexten durch einen kontextuellen Ansatz der Kunstgeschichte und einen kritischen Zugang zum Formalismus.
Indem wir ‘Entanglements’ zu unserem Leitprinzip machen, betonen wir die Relationalität, indem wir untersuchen, wie verschiedene lokale Geschichten geopolitische Grenzen und koloniale Ungleichheiten überwinden können. Gleichzeitig wollen wir die totalisierenden Ansprüche und die epistemische Gewalt herausfordern, die der Moderne innewohnen.
Mit freundlicher Unterstützung von:
Universität Graz, Büro für Internationale Beziehungen, PostDoc Büro
Österreichische Forschungsgemeinschaft
Bundesministerium für Kunst, Kultur, öffentlicher Dienst und Sport
Stadt Graz, Bürgermeisterin Elke Kahr
Landeshauptmann Steiermark, Mag. Christopher Drexler
1 Walter Mignolo/Catherine Walsh, On Decoloniality: Concepts Analytics and Praxis. Durham, 2018, p. 109.