Philosophical practice in palliative care and hospice work. The role of philosophical reflection for developing caring cultures and death literacy
Es ist das Ziel von Hospizarbeit und Palliative Care, die Lebensqualität von Sterbenden und ihren An- und Zugehörigen zu verbessern. Schon in den Anfängen der Hospizbewegung wurde deutlich: Hospiz steht insbesondere für eine Haltung. Überall wo Menschen alt werden, sterben, trauern und füreinander Sorge tragen braucht es hospizliche Sorgekultur. Diese konkretisiert sich also nicht nur in spezialisierten Dienstleistungsangeboten. Es gehören auch die gesellschaftliche Enttabuisierung des Todes und generell der Umgang mit existenziellen Fragen dazu: den tiefsten und den letzten Fragen des Lebens.
Die Auseinandersetzung mit dem Tod birgt das Bewusstwerden von Grenzsituationen, was nach einer berühmten Definition von Karl Jaspers, der tiefste Ursprung des Philosophierens ist. Philosophieren ist keine elitäre Angelegenheit – darauf macht die die Bewegung der „Philosophischen Praxis“ aufmerksam. Philosophie ist im Alltag verwurzelt und kann von jeder Person ausgeübt werden. In Hospiz- und Palliativarbeit, in der konkreten Situation vor dem Tod oder vor existenziellen Verlusten brechen philosophische Fragen durch – und dies oft mit großer existenzieller Dringlichkeit und Deutlichkeit. Doch es ist festzustellen, dass diese Fragen nicht mit Bezug auf philosophische Traditionen und Methoden bearbeitet werden. In den praktischen Kontexten von Palliative Care ist Philosophische Praxis weitgehend unbekannt, jedenfalls nicht strukturell verankert (von vereinzelten Ausnahmen abgesehen). In unserer Forschung bearbeiten wir deshalb folgende Fragen: Was trägt Philosophische Praxis (bereits real oder möglicherweise) zur Entwicklung von hospizlicher Sorgekultur in unserer Gesellschaft bei?
Welche Bedeutung hat Philosophische Praxis für die Sorge am Lebensende?
Wir erforschen zunächst die Tätigkeiten und Erfahrungen von Philosophischen Praktiker*innen in Bezug auf die Themen Sterben, Tod und Trauer (Literaturstudium, Einzel- und Gruppen-Interviews). Außerdem werden wir experimentelle Modelle Philosophischer Praxis partizipativ entwickeln. In dieser Phase werden Menschen und Organisationen miteinbezogen, die in der Sterbe- und Trauerbegleitung tätig sind. Zusätzlich erproben und erkunden wir Philosophische Praxis in öffentlichen Kontexten, d.h. in „Caring Communities“ (Sorgenden Gemeinschaften), zur Bewusstseinsbildung in Hinblick auf Sterben, Tod und Trauer. Über diesen Ansatz der „partizipativen Interventionsforschung“ (eine Forschung mit und nicht über andere Personen) wollen wir Chancen und Grenzen eines praxisnahen und wirksamen Philosophierens verstehen. Wir werden unmittelbar umsetzbare Praxiskonzepte erarbeiten und Ergebnisse für die Praxis von Palliative Care sowie für eine sorgende Gesellschaft finden.
Projektzeitraum | 15.12.2022 - 14.12.2025 |
Fördergeber Förderprogramm | FWF Einzelprojektförderung |
Bewilligungssumme | € 383.297,25 |
Einheit | Zentrum für Interdisziplinäre Alterns- und Care-Forschung |
Projektverantwortung | Mag. Dr.phil. Patrick Schuchter |
Projektmitarbeiter:innen | Stefanie Rieger Assoz.-Prof. Dr. Klaus Wegleitner |
Projekthomepage | Philosophical Practice in Palliative Care and Hospice Work. The Role of Philosophical Reflection for Developing Caring Cultures and Death Literacy - Zentrum für Interdisziplinäre Alterns- und Care-Forschung (uni-graz.at) |