Fictional Science (FiSci) – Förderung von Textkompetenz im kritischen Umgang mit Fake News
Durch den digitalen Wandel stehen Schüler:innen des 21. Jahrhunderts mehr Möglichkeiten zur schnellen und einfachen Beschaffung von Informationen zur Verfügung als jemals einer Generation zuvor. Doch vor allem auf Sozialen Medien nimmt die Verbreitung von Falschinformationen rasant zu und das Bewerten der Seriosität von Informationen und Texten als Quelle von Information stellt Lernende vor große Herausforderungen. Zur Überprüfung der Faktizität von Inhalten digitaler Texte benötigen sie nicht nur technisches Know-how und Fachwissen, sondern auch Textkompetenz im kritischen Umgang mit Fake News. Es handelt sich dabei um eine grundlegende Fähigkeit, Falschinformationen in Texten zu erkennen und auch widerlegen zu können.
Ausgangspunkt für den im Projekt entwickelten didaktischen Ansatz bilden dabei u.a. die folgenden beiden medien- und lesedidaktischen Konzepte: Inoculation-Trainingsprogramme (engl. „Immunisierung“), also präventive Maßnahmen, die ein Bewusstsein für Mittel der Manipulation und Täuschungsstrategien bzw. Trugschlüssen fördern (vgl. Kozyreva/Lewandowsky/ Hertwig 2020: S. 103), die Förderung von Sourcing- Fähigkeiten (die Verwendung von Metadaten bei der Bewertung von Texten (vgl. Scardamalia/Goldman 2013: S. 259) und die Förderung des epistemisch-wachsamen Lesens (Sperber et al. 2010, S. 359).
Eine der didaktischen Innovationen des Settings besteht darin, dass die Konfrontation mit Falschinformationen zunächst auf der Basis didaktisch konstruierter Fake-News-Texte (fictional) erfolgt. Dies ermöglicht es den Lernenden, sich auf den Erwerb von Fähigkeiten zur Identifizierung von Des- und Misinformation aus dem Bereich der Wissenschaft (Science) zu konzentrieren, ohne durch vorgefasste Meinungen oder Informationen abgelenkt zu werden (worldview-backfire effect) (vgl. Cook/Lewandowsky/Ecker et al. 2017: S. 2). Eine weitere Innovation des Ansatzes FiSci besteht in der Erweiterung der oben genannten mediendidaktischen Konzepte um schreibdidaktische Zugänge. Einerseits geht es dabei darum, Trugschlüsse (vgl. Walton 2010) bzw. verwendete Täuschungsstrategien (Cook 2020) zu erkennen und in diskursiven Aushandlungsprozessen argumentativ zu widerlegen. Andererseits ist es auch von großer Bedeutung, dass Lernende über sprachliche Mittel verfügen, um Desinformation argumentativ zu widerlegen. Dazu wird ihnen ein sprachliches Stützgerüst zur Förderung von argumentativen Fähigkeiten zur Verfügung gestellt, welches auf dem Textprozedurenansatz (vgl. u.a. Feilke 2014) basiert
Im Rahmen des Projektes wird FiSci in Unterrichtsmodulen für den Unterricht in Deutsch als Erst-, Zweit-, und Fremdsprache umgesetzt. Weiters werden Professionalisierungsmodule für Sprachlehrende, Citizen Science- Bildungsangebote und Multiplikationsinstrumente für den Bildungsbereich entwickelt.
An das Erasmus+ Bildungsprojekt angebunden ist ein Habilitationsprojekt, das die im Projekt entwickelten didaktischen Verfahren zur Förderung von Textkompetenz im kritischen Umgang mit Fake News in einem zyklischen Prozess im Rahmen von Design-Based-Research begleitend wissenschaftlich evaluiert, optimiert und im Rahmen einer Interventionsstudie vergleichend auf ihre Wirksamkeit hin überprüft.
Projektzeitraum | 31.12.2022 - 30.12.2025 |
Fördergeber Förderprogramm | Europäische Kommission Erasmus+ Cooperation Partnership |
Bewilligungssumme | € 161.605 |
Einheit | Fachdidaktikzentrum Deutsch als Zweitsprache & Sprachliche Bildung |
Projektverantwortung | Univ.-Prof. Mag. Dr.phil. Sabine Elisabeth Schmölzer-Eibinger |
Projektmitarbeiter:innen | Mag.phil. Victoria Lisa Reinsperger MMag.phil. Stephan Schicker, PhD |
Projekthomepage | https://fachdidaktikzentrum-daz.uni-graz.at/de/forschung/aktuelle-projekte/drittmittelprojekte/ |