Die Ursprünge frühmittelalterlicher keltischer Glossen anhand von Beda Venerabilis
Das Frühmittelalter ist durch ständigen Austausch und multikulturelle Beziehungen gekennzeichnet. In dieser Zeit begannen irische Gelehrte, Texte mit Glossen in ihrer eigenen Sprache und Latein zu kommentieren, und prägten dadurch die westeuropäische Geistesgeschichte nachhaltig.
Die Techniken des Annotierens verbreiteten sich schnell auf dem europäischen Kontinent.
Gloss-ViBe untersucht die frühe inselkeltische Glossentradition zu Beda Venerabilis De Temporum Ratione. Die Hauptforschungsfrage des Projekts
lautet: "Sind die irischen Glossen Originale oder Übersetzungen ursprünglich lateinischer Glossen?" Um Antworten zu finden, untersucht das Projekt die irischen und lateinischen Glossen in der Handschrift Wien, Österreichische Nationalbibliothek, Codex 15298 (olim Suppl. 2698), und in drei weiteren frühmittelalterlichen Handschriften aus verschiedenen Blickwinkeln. Dabei werden Methoden der digitalen Geisteswissenschaften, der Philologie und der Linguistik zu einem innovativen Zugang vereint.
Da ein genereller Mangel an umfassenden Editionen frühmittelalterlicher Glossenhandschriften (inklusive Primär- und Paratext) besteht, ist diese Studie eine bahnbrechende und herausfordernde Aufgabe. Eines ihrer wichtigsten Ergebnisse wird die erste umfassende digitale Dokumentarausgabe des Wiener Beda sein. Sie wird sowohl den Primärtext als auch alle Glossen und Annotationen umfassen.
Die Originalmanuskripte sind höchst verfallsanfällig - umso wichtiger sind die Fortschritte in den digitalen Geisteswissenschaften, die sich dieses Projekt zu Nutze macht. Es berührt die Frage, wie (digitale) Dokumente annotiert werden können, und bietet Einblicke, wie Informationen verarbeitet wurden, was sich direkt auf moderne Annotationssysteme anwenden lässt. Zusätzlich trägt die Erforschung des multikulturellen Umfelds, in dem frühmittelalterliche Manuskripte verfasst wurden, auch zum Verständnis moderner Migrationsmuster, insbesondere in einem wissenschaftlichen Umfeld, bei.
Projektzeitraum | 01.09.2021 - 31.08.2023 |
Fördergeber Förderprogramm | Europäische Kommission H2020-MSCA-IH2020-MSCA-IF-2020 (Marie Skłodowska-Curie Individual Fellowships) |
Bewilligungssumme | € 174.167,04 |
Einheit | Zentrum für Informationsmodellierung - Austrian Centre for Digital Humanities |
Profilbereich | Dimensionen Europas |
Projektverantwortung | Univ.-Prof. Dr.phil. Georg Vogeler, M.A. Mag. Dr.phil. Bernhard Bauer |
Projektmitarbeiter:innen | |
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