Der Re-Import der Analytischen Philosophie: Eine Fallstudie zur Rolle von Rudolf Haller
In diesem Projekt möchten wir uns aus einer neuen Perspektive mit der Geschichte der analytischen Philosophie befassen, indem wir das Augenmerk auf den Vorgang des Re-Imports der analytischen Philosophie nach dem zweiten Weltkrieg in den deutschen Sprachraum richten. War die analytische Philosophie vor 1933 bzw. 1938 ebenso in Jena, Wien oder Prag wie in Cambridge, Oxford oder Harvard zu Hause, wurde sie aufgrund der Ereignisse von 1933 zu einer mehrheitlich angelsächsischen Strömung. Nach 1945 brauchte es eine Weile, bis sich die analytische Philosophie wieder an deutschen und österreichischen Universitäten etablieren konnte, wobei das im Wesentlichen durch einen Re-Import durch die nächste Generation von Philosophen geschah. Im Unterschied zur Philosophie der Frankfurter Schule, die durch eine Re-Immigration von Schlüsselfiguren wie Max Horkheimer (1895-1973) oder Theodor W. Adorno (1903-1969) nach Deutschland zurückkam, wurde die analytische Philosophie durch jüngere Philosophen der nächsten Generation wie Wolfgang Stegmüller (1923-1991), Günter Patzig (1926-2018), Rudolf Haller (1929-2014), Ernst Tugendhat (*1930), Paul Weingartner (*1931), Henri Lauener (1933-2002), Dieter Henrich (*1927) sowie durch in den 40er Jahren geborene Philosophen wie Edgar Morscher (*1941), Eike von Savigny (*1941), Wolfgang Künne (*1944), Manfred Frank (*1945), und Edmund Ruggaldier (*1945) re-importiert. Diese „Re-Importer“ sind von Philosophen wie Wittgenstein oder Carnap, deren Ansätze re-importiert wurden, zu unterscheiden. Eine zentrale Arbeitshypothese lautet, dass die Tatsache, dass die Rückkehr der analytischen Philosophie durch einen Re-Import erfolgte, für die Art und Weise, wie sie sich in der deutschsprachigen akademischen Philosophie Fuß fassen konnte, signifikant ist. Das vorliegende Projekt unternimmt eine Fallstudie zu Rudolf Haller, der eine Schlüsselfigur für den Re-Import der analytischen Philosophie nach Österreich ist.
Folgende Aspekte sollen untersucht werden:
- Anhand einer Auseinandersetzung mit Hallers intellektueller Biografie sollen jene Einflüsse identifiziert werden, durch die sein Interesse an der analytischen Philosophie geweckt wurde.
- In einem nächsten Schritt ist in Betracht zu ziehen, welche organisatorischen Aktivitäten zur Schaffung eines der analytischen Philosophie aufgeschlossenen Milieus beitrugen.
- Mit Blick auf die Breite der philosophischen Interessen, die Haller verfolgte und auf die wissenschaftliche Agenda der analytischen Philosophie in Graz setzte, möchten wir erörtern, welche implizit meta-philosophischen Überzeugungen – insbesondere mit Blick auf die Frage nach der Natur philosophischer Probleme – ihn dabei geleitet hatten.
- Schließlich möchten wir diskutieren, welche Rolle Hallers Interessen an der Geschichte der Philosophie und namentlich der Österreichischen und zentraleuropäischen Vorgeschichte der analytischen Philosophie für den Re-Import der analytischen Philosophie gespielt hat.
Projektzeitraum | 01.09.2021 - 31.08.2025 |
Fördergeber Förderprogramm | FWF Einzelprojekte |
Bewilligungssumme | € 367.689 |
Einheit | Institut für Philosophie |
Profilbereich | |
Projektverantwortung | Univ.-Prof. Dr. Ursula Renz |
Projektmitarbeiter:innen | Mag. Dr.phil. Johannes Friedl Mag.phil. Ulf Höfer Julia Kaidisch, BA. BA. Mirjam Katic |
Projekthomepage |