Wenn die Muttersprache fremd klingt
Individuen, die eine Zweitsprache (L2) erst als Erwachsene lernen, haben oft einen fremdsprachigen Akzent, der sich aus Abweichungen von muttersprachlichen Normen ergibt und häufig Einflüsse der Erstsprache (L1) zeigt. Studien zeigen, dass auch die L1 vom L2-Erwerb beeinflusst wird. Das kann dazu führen, dass SprecherInnen in ihrer L1 nicht-muttersprachlich klingen. Dieses Phänomen wird als Verlust der muttersprachlichen Aussprache bezeichnet.
Das Projekt ergründet den fremdsprachigen Akzent in der L1 anhand von experimentell untersuchten Forschungsfragen. Zunächst erforschen wir, ob bestimmte Aussprachemerkmale – und wenn ja, welche – leichter verloren gehen als andere, indem untersucht wird, ob die englische Aussprache von Auswanderern in Österreich als nicht-muttersprachlich bewertet wird. Zweitens betrachten wir die Beziehung zwischen subjektiv wahrgenommenen Ausspracheveränderungen und ihrer messbaren akustisch-phonetischen Manifestierung. Dies erfolgt durch eine Untersuchung jener Aussprachemerkmale, die als nicht-muttersprachlich wahrgenommen wurden. Dazu werden die akustischen Daten der Auswanderer mit Sprachproduktionen von in Großbritannien lebenden englischen SprecherInnen verglichen. Zudem wird festgestellt, ob Veränderungen in der L1 durch Wechselwirkungen mit Merkmalen der L2 bedingt werden, indem die Aussprachedaten der Auswanderer mit der deutschen Aussprache österreichischer SprecherInnen verglichen werden.
Wir untersuchen auch, warum manche, aber nicht alle, SprecherInnen als nicht-muttersprachlich wahrgenommen werden. Dazu betrachten wir verschiedene Variablen, die den Verlust der L1 begünstigen könnten, wie z.B. die Häufigkeit des L1 und L2 Gebrauchs, das Alter beim Erlernen der L2, Motivation, L2-Kompetenz etc.
Das Projekt trägt zu einem besseren Verständnis der Ausspracheveränderungen in der L1 bei, indem es zeigt, in welcher Form und unter welchen Bedingungen Aussprache „verlernt“ wird. Diese Erkenntnisse haben auch praktischen Nutzen für L2-Lernende und -Lehrende.
Projektzeitraum | 13.01.2020 - 12.01.2023 |
Fördergeber Förderprogramm | FWF Einzelprojekte |
Bewilligungssumme | € 397.124,03 |
Einheit | Institut für Anglistik |
Projektverantwortung | Univ.-Prof. Ineke Mennen, PhD |
Projektmitarbeiter:innen | Sanne Ditewig, MA. Kerstin Endes, BA. MA. Dr. Ulrich Reubold |
Projekthomepage | https://pronunciation-attrition.uni-graz.at/de/ |