Der Tempelbezirk von St. Michael am Zollfeld
In den Jahren 2001 bis 2005 führte das Landesmuseum Kärnten archäologische Grabungen in St. Michael am Zollfeld (Gemeinde Maria Saal) durch. Dabei wurde ein 16,8 x 9,6 m großer Tempel, der von einer 60 x 52 m großen Quadriportikus mit Exedra duplex umgeben wird, ergraben. Der Tempelbezirk lässt sich in hadriansiche Zeit (2. Jh. n. Chr.) datieren. Die Bauweise des Tempelbezirks lässt als vorläufige Hypothese zu, dass dieser drei Gottheiten mit unterschiedlichem Stellenwert geweiht war. Die Exedren stellen in diesem Fall zwei individuelle Sakralbereiche dar, wobei der Podiumstempel als zentrales drittes Heiligtum genutzt wurde. Inschriften- und Statuenfragmente belegen die Verehrung des Hercules und Mars. In diesem Zusammenhang könnte auch der Kaiserkult eine Rolle gespielt haben.
Besonders auffallend ist, dass der Tempelbezirk mehrere Gemeinsamkeiten mit dem Forum Augustum samt Mars Ultor-Tempel in Rom aufweist. Hier sind die Portikus mit Exedra duplex, die Axialität von Tempelfront, Exedrascheiteln und Exedramittelpunkten sowie eine vergleichbare Gestalt und Proportionalität der östlichen Exedra der zweiten Bauphase in St. Michael mit dem Augustusforum zu nennen. Überdies scheint es auch Gemeinsamkeiten in der Kultausübung gegeben zu haben. Von den sog. Tempeläckern liegt ein 12 x 13 cm großes Bruchstück eines Weihealtarschaftes, dessen Inschrift zu Ma[rti] / Ult[ori] / T(itus) ergänzt werden kann, vor. Dieses Fundstück ist besonders hervorzuheben, da Mars Ultor-Weihungen außerhalb von Rom nur im privaten Bereich nachgewiesen wurden und bislang keine Weihungen innerhalb eines Heiligtums bekannt sind.
Das durch ein DOC-Stipendium der ÖAW geförderte Projekt beschäftigt sich mit der Gesamtaufarbeitung des römischen Tempelbezirks von St. Michael/Zollfeld. Dies beinhaltet unter anderem die Bearbeitung des Befunds, des Fundmaterials und vor allem die Erstellung einer Typologie römischer provinzialer Tempel und die Einreihung des Tempelbezirks von St. Michael am Zollfeld in diese.
Projektzeitraum | 01.09.2020 - 31.08.2023 |
Fördergeber Förderprogramm | Akademie der Wissenschaften DOC-Stipendien |
Bewilligungssumme | € 115.500 |
Einheit | Institut für Antike |
Projektverantwortung | Julia Leitold, BA. BA. MA. |
Projektmitarbeiter:innen | |
Projekthomepage | https://stipendien.oeaw.ac.at/fileadmin/subsites/stipendien/img/gallery/2020___Poster/Posters_DOC_2020/Julia_Leitold_Poster.pdf |