Das Mittelmeer ist ein zentraler Ort für unsere europäische Identität. Es ist ein Ort, an dem sich die wichtigsten Probleme und Fragen der Gegenwart manifestieren, und der wider-sprüchlichste Assoziationen und Diskurse auszulösen vermag. Für die meisten Österreicher:innen und für viele andere Europäer:innen, ist das Mittelmeer die bevorzugte Urlaubsregion, die mit Stränden, mit kulturellen Sehenswürdigkeiten und attraktiver Kulinarik lockt. Gleichzeitig ist es ein Schwerpunkt der Migration, weshalb es im Zentrum entscheidender politischer Fragen der Gegenwart steht: Wie ist mit der Migration umzugehen, wie sehr sollen sich unsere europäischen Gesellschaften öffnen oder verschließen? Außerdem ist die Mittelmeerregion nicht nur ein Teil Europas, sondern sie gehört ebenso zum Globalen Süden: Wie andere Länder des Südens, sind auch die meisten der Mittelmeeranrainer mit multiplen ökonomischen, politischen und ökologischen Problemen konfrontiert. Gleichzeitig war und ist das Mittelmeer aber auch immer schon als Modell für das friedliche und produktive Zusammenleben ganz heterogener Kulturen angesehen worden, sodass es seit jeher eine utopische Ausstrahlung besitzt. All diese verschiedenen, teils widersprüchlichen Facetten des Mediterranen haben disparate Mittelmeerdiskurse und -repräsentationen hervorgebracht, die auf Wissenschaftler:innen und Künstler:innen, Denker:innen und Kulturinteressierte aus der ganzen Welt eine große Faszination ausübten und immer noch ausüben.
Der Schwerpunktbereich Transmediterrane Beziehungen. Bewegungen und Beziehungen im Mittelmeerraum und darüber hinaus bündelt die Mittelmeerforschung an der Geisteswissenschaftlichen Fakultät, um dadurch den interdisziplinären, fächerübergreifenden Austausch zu befördern. Das ehrgeizige Ziel besteht darin, innovative neue Konzepte und Methoden zu entwickeln und dadurch die internationale Mittelmeerforschung zu bereichern. Im Zentrum steht dabei auch die Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses, da innovative Entwicklungen häufig von jüngeren Kolleg:innen angestoßen und längerfristig verfolgt werden. Ein Fellowship-Programm, intensive Vernetzung mit ausländischen Institutionen, eine Publikationsreihe und öffentliche Veranstaltungen sind weitere Maßnahmen, durch die einerseits der internationale Austausch vertieft und andererseits eine Partizipation der Öffentlichkeit an den Forschungsergebnissen ermöglicht wird.
Wie der Titel des Schwerpunktbereichs bereits andeutet, liegt der Fokus der Grazer Mittelmeerforschung auf einer globalen Sichtweise: Die Grenzen des Mittelmeers sind nicht durch die Geografie gegeben, sondern historisch kontingent. Das bedeutet, dass sie sich im Lauf der Geschichte ebenso verändern wie die Inhalte des Begriffs des ‚Mediterranen‘. Auch steht das Mittelmeer in enger Beziehung zu den globalen Entwicklungen, zu denen es beiträgt und durch die es geformt wird.
Es sind drei Forschungslinien, sogenannte „Cluster“, die der Schwerpunktbereich erforscht:
Alle drei Cluster sind sowohl von der Fragestellung als auch personal eng verzahnt, um dadurch eine möglichst große Kohärenz des Ganzen sicherzustellen.
Habilitierte Mitglieder
Univ.-Prof. Dr. Christiane Berth (Professorin für Arbeitsbereich Zeitgeschichte)
Univ.-Prof. Dr. Robert Felfe (Professor für Kunstgeschichte)
Univ.-Prof. Dr. Sabine Flach (Professorin für Moderne und Gegenwartskunst)
Univ.-Prof. Dr. Ursula Gärtner (Professorin für Klassische Philologie / Latinistik)
Dr. Markus Hafner, PD (Habilitiert in Klassische Philologie / Gräzistik)
Univ.-Prof. Dr. Kurt Hahn (Professor für Romanische Literatur- und Kulturwissenschaft, Span./Franz.)
Univ.-Prof. Dr. Sabine Heinemann (Professorin für Italienische und französische Sprachwissenschaft)
Ao.Univ.-Prof. Mag. Dr. Gabriele Koiner (Habilitiert in Klassische Archäologie)
Priv.-Doz. Mag. Dr. Alice Landskron (Habilitiert in Klassische Archäologie)
Ao.Univ.-Prof. Mag. Dr. Manfred Lehner (Habilitiert in Klassische Archäologie)
Assoz. Prof. Mag. Dr.phil. Margit Linder (Habilitiert in Alte Geschichte)
Univ.-Prof. Dr. Tatjana Petzer (Professorin für Slawische Literatur- und Kulturwissenschaft)
Univ.-Prof. Laerke Recht, PhD (Professorin für Kulturen des frühen östlichen Mittelmeerraumes)
Univ.-Prof. Dr. Steffen Schneider (Professor für Romanische Literatur- und Kulturwissenschaft, Ital./Franz.)
Univ-Prof. Dr. Wolfgang Spickermann (Professor für Alte Geschichte)
Priv.-Doz. Mag. Dr. Elisabeth Trinkl (Habilitiert in Klassische Archäologie)
Univ.-Prof. Dr. Julia Zimmermann (Professorin für Germanistische Mediävistik)