Alumni & Forscher:innen erzählen über ihren Karriereweg
Romana Königsbrun
Botschafterin Pretoria/Südafrika
Ursprünglich wollte Romana Königsbrun Chinesisch und Völkerkunde in Wien studieren. Das Interesse an weit entfernten Kulturen war früh vorhanden. Als sie jedoch für die Geschichte-Matura am BG Rein lernte, erkannte sie ihr großes Interesse an diesem Fachgebiet und entschied sich für Geschichte und Anglistik/Amerikanistik an der Uni Graz. Obwohl es in ihrer Studienzeit, den späten 1980er und frühen 1990er Jahren, noch kaum Programme für Auslandssemester gab, organisierte sie sich über das Auslandsbüro der Universität ein „sehr bereicherndes“ Studienjahr in Oxford. Später kam mit dem Spanisch-Studium ein Jahr in Barcelona hinzu.
Dass es eine Diplomatische Akademie gibt, erfuhr die gebürtige Grazerin von der Schwester einer Freundin. „Ich habe diese daraufhin sofort angeschrieben und eine Broschüre angefordert – so ist man damals, ohne Internet, zu Informationen gekommen“, schmunzelt sie. „Als ich den Prospekt gelesen hatte, war ich begeistert und wusste: Sprache, Kultur, Geschichte … das sind genau meine Themen, das passt für mich.“ Mittlerweile ist Romana Königsbrun seit vielen Jahren im Ausland für Österreich tätig. Management- und Kommunikations-Skills sind dabei ebenso notwendig wie gutes Netzwerken. Und man muss offen auf Menschen zugehen. Ihre erfolgreiche berufliche Laufbahn hat sie bereits in viele unterschiedliche Länder geführt, wobei die erste Station für sie einen besonderen Stellenwert hat: „Der erste offizielle diplomatische Posten im Ausland ist sicher etwas Besonderes. Ich bin 2003 mit meinem Mann und unseren beiden (damals noch) Vorschulkindern nach Kenia übersiedelt und habe die Stelle der Vizebotschafterin in Nairobi angetreten. Eine wunderschöne Zeit, in der auch langjährige Freundschaften entstanden sind.“ Aktuell ist Romana Königsbrun Botschafterin in Pretoria und in dieser Funktion für Südafrika und neun weitere afrikanische Länder zuständig. „Um in diesem Beruf Erfolg zu haben, muss man
Generalistin sein“, weiß sie. „Außerdem muss man bereit sein, sich alle vier Jahre, wenn eine neue Arbeitsstelle mit neuen Aufgaben wartet, neu zu erfinden. Das bedeutet auch, aus seiner Komfortzone rauszugehen.“ Nach Heimatbesuchen sind bei der Rückreise übrigens immer steirische Spezialitäten im Gepäck: „Es ist sehr schön, Gästen in Südafrika Käferbohnensalat mit echtem steirischen Kernöl und guten steirischen Wein anzubieten.“ Für die Gäste ist das etwas ganz Besonderes, für die Botschafterin ein Stück Heimat.
Eva Schlegel, Alumni Magazin 2024 (Alumni Uni Graz)
Peter Mikl
Botschafter, Tallinn/Estland
Das Gefühl, fern von der Heimat zu sein, hat Peter Mikl früh kennengelernt: Nach der Volksschule in Kärnten wechselte er als Zehnjähriger zum Schulbesuch nach Graz. Ein befreundeter Volksschuldirektor hatte dem Vater einen Prospekt der heutigen HIB-Liebenau in die Hand gedrückt. Diese nahm in den 1970er-Jahren in einem Förderprogramm begabte Kinder (damals ausschließlich Burschen) aus ländlichen Regionen auf, um ihnen den Besuch eines Gymnasiums zu ermöglichen. Peter Mikl war begabt und bestand die Prüfungen des umfangreichen, drei Tage dauernden Aufnahmeverfahrens. Er ging zum Zweck der Ausbildung in die steirische Landeshauptstadt. „Natürlich gabes wehmütige Momente“, erinnert er sich zurück. „Die Schule war streng und man durfte nur jedes zweite Wochenende nach Hause – wobei die Wochenenden sehr kurz waren, denn wir hatten am Samstag bis Mittag Unterricht. Aber ich war stolz, die Aufnahme geschafft zu haben, und spürte das übergeordnete Ziel meiner Eltern, die die beste Ausbildung für mich wollten.“
In der Schule wurde der Grundstein für sein späteres Dolmetsch-Studium an der Uni Graz gelegt: „Die französische Sprache hat mich fasziniert. Ich habe auch jede Woche heimlich die Radiosendung ,La Chanson‘ gehört.“ Sein Studium "Dolmetscherausbildung mit Französisch" hat Peter Mikl in bester Erinnerung. „Wir waren am Dolmetsch-Institut in der Mariengasse eine kleine, überschaubare Gruppe. Dadurch war alles sehr direkt, mit vielen Übungen und viel Praxis.“ Auch die Diplomatie hatte Peter Mikl zu dieser Zeit bereits auf dem Radar. „Das Studium hat mir den akademischen Grad gebracht, um mich für die Aufnahme an der diplomatischen Akademie anmelden zu können.“ Der Reiz der Diplomatie ist es, „in die Welt hinauszugehen, länger zu bleiben und genauer hinschauen zu können“, sagt Mikl. „Ich bin grundsätzlich ein neugieriger Mensch und gehe gerne in die Tiefe. Ich möchte in einem anderen Land nicht nur zwei, drei Wochen Urlaub machen, sondern dort leben.“ Der Diplomat hat bereits viele Städte „erlebt“, darunter New York, Tel Aviv, London, Manila und Dublin. Am besten gefallen hat es ihm – überall. Sein Zugang: „Ich lasse mich auf jeden Ort ein, und darauf, was er zu bieten hat.“ Seit zwei Jahren ist er als österreichischer Botschafter in Tallinn (Estland) tätig. „Tallinn ist eine digitale Stadt, eine Stadt der Startup-Szene, und bietet viele kulturelle Veranstaltungen.“ Ein Aspekt, der für Peter Mikl wichtig ist. Er war in der Schule Teil der Theatergruppe und dann in der freien Grazer Theaterszene als Schauspieler und Regisseur aktiv.
Eva Schlegel, Alumni Magazin 2024 (Alumni Uni Graz)
Arno Mitterdorfer
Direktor Österreichisches Kulturforum Tokio/Japan
Aufgrund familiärer Anbindung war Arno Mitterdorfer mit Graz und der Steiermark seit seiner Kindheit verbunden. Für sein Studium wählte der gebürtige Kärntner die Uni Graz aber aus anderen Gründen: „Ausschlaggebend waren für mich während der Orientierungsphase sowohl der an der Universität gewonnene positive Eindruck als Hochschule mit breitem Bildungsangebot als auch die Lebensqualität in Graz als Stadt mit kompakter Größe und gleichzeitig reichhaltigem Kulturangebot.“ Arno Mitterdorfer hat Kunstgeschichte studiert und ist Direktor des Österreichischen Kulturforums in Tokio. Sein Studium hat ihm viel gebracht, wie er erzählt: „Neben der Wissensaneignung erwies sich das Studium als wichtige Brücke ins Berufsleben, weil dabei vor allem auch praktische Fertigkeiten geschärft werden konnten bzw. mussten. Dazu zählen beispielsweise die Notwendigkeit zur Selbstorganisation, der Aufbau von Netzwerken, das Zusammenspiel von Eigeninitiative und Kooperation, Diskussion und Präsentation und – für das Leben ganz wesentlich – sich auf unvorhergesehene Situationen und unterschiedliche Persönlichkeiten einzustellen, die einen mitunter dazu auffordern, über seinen eigenen Schatten zu springen.“
Als Direktor des Österreichischen Kulturforums in Tokio ist es seine Aufgabe, diese Einrichtung als Kontaktpunkt für österreichische und japanische Kulturschaffende, Kreative und Wissenschafterinnen und Wissenschafter sowie als Plattform zur Initiierung, Planung und Durchführung gemeinsamer Projekte zu leiten. „Das Schöne für mich ist, in andere Gesellschaften eintauchen zu können, unterschiedliche gesellschaftliche Gepflogenheiten kennenlernen zu dürfen und Menschen mit unterschiedlichsten Hintergründen aus Österreich und dem jeweiligen Gastland miteinander in Verbindung zu bringen.“ In Graz war er zuletzt im Schloss Eggenberg, in dem sich der wertvolle Osaka-Paravent befindet. „Das ist ein Wandschirm aus dem frühen 17. Jahrhundert, der die japanische Stadt und das dortige Leben in unglaublicher Detailtreue abbildet und ein höchst bedeutsames Element in den kulturellen Beziehungen zwischen Österreich und Japan darstellt. Gerade auch in Hinblick auf 2025, wenn in Osaka die Weltausstellung stattfindet.“ Bisher hat sich Arno Mitterdorfer an allen seinen Dienstorten zu Hause gefühlt. Seinen Lebensabend, so vermutet und hofft er, möchte er später aber einmal in Österreich verbringen: „Mit guter Anbindung ans internationale Zug- und Flugverkehrsnetz.“
Eva Schlegel, Alumni Magazin 2024 (Alumni Uni Graz)