Der „Sensationsschatz“ des Münchner Kunstsammlers Cornelius Gurlitt sorgt nach wie vor weltweit für Schlagzeilen. Welche Gemälde werden rückerstattet? Wer sind die Eigentümer? Fragen, die – über den Fall Gurlitt hinaus – viele Museen beschäftigen. Liegen auch noch Landesgrenzen dazwischen, erhalten Kunstgegenstände eine politische Dimension. Vor allem dann, wenn sie eng mit Identitätsfragen verknüpft sind. Einigen Aspekten dieses Themas widmet sich die Historikerin Theresa E. Zifko in ihrer Dissertation an der Karl-Franzens-Universität Graz und fragt: Wem gehört das Objekt?
Mit dem Zerfall der Habsburg-Monarchie wurden nicht nur Grenzen verhandelt, sondern auch das kulturelle Erbe. Es stellte sich die Frage, wem Gemälde, Handschriften, Karten, Rüstungen, Speerspitzen, etc. gehörten. Österreich? Ungarn? Polen? Es sind die Dinge, die Zifko in ihrer Forschungsarbeit an der Uni Graz in den Fokus rückt. Besonderes Augenmerk richtet die 29-jährige Doktorandin auf die gemeinsame Geschichte von Slowenien und Österreich: „Ungeachtet der Grenzziehung von 1919 blieb die gemeinsame Geschichte in den verschiedenen Museen weiterhin präsent.“ In der Zwischenkriegszeit, schildert Zifko, wurde die Zugehörigkeit diverser Kulturgüter – darunter auch Kunstobjekte – zwischen Staaten, Regionen und Museen verhandelt. Die Gegenstände erhielten damit auch eine politische Bedeutung. Die Forscherin sieht Kunst im umfassenden Kontext: „Museen existieren nicht isoliert, sondern sind durch Politik und Wirtschaft geprägt.“
Das Projekt, so Zifko, soll dazu dienen, den Umgang mit musealen Artefakten in den Gebieten des ehemaligen Habsburger-Reiches nach 1918 abzubilden. Unterlassene bzw. geäußerte damalige sowie gegenwärtige Ansprüche auf Objekte bzw. Sammlungen werden beleuchtet. Das österreichische Fallbeispiel soll in die internationale museologische Debatte um den Umgang mit Objekten eingebracht werden.
Interdisziplinär ist sowohl das Thema als auch die Betreuung der Doktorarbeit durch Priv.-Doz. Dr. Heidemarie Uhl, Historikerin an der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, und Univ.-Prof. Dr. Florian Bieber, Leiter des Zentrums für Südosteuropastudien der Uni Graz.
Die Dissertation „Wem gehört das Objekt? Archäologisches Sammlungen und Identitätsstiftung in transnationalen Räumen“ wird von der Steiermärkischen Sparkasse gefördert. Theresa E. Zifko erhielt im Vorjahr ein zweijähriges Stipendium des JungforscherInnenfonds in der Höhe von 24.000 Euro. Den Fortschritt ihrer wissenschaftlichen Tätigkeit wird die Historikerin am 18. Dezember 2013 im Rahmen des Kolloquiums des Jungforscherfonds vorstellen.
Kolloquium der StipendiatInnen des Jungforscherfonds 2012 der Steiermärkischen Sparkasse und des Universitätsrates
WANN: Mittwoch, 18. Dezember 2013, 14 bis 17.30 Uhr
WO: Zentrum für Weiterbildung, Uni Graz, Harrachgasse 23
Mittwoch, 11.12.2013