In seinen Büchern ging er auf Reisen durch die verschwundenen Welten Galiziens und der Bukowina, arbeitete die nationalsozialistische Vergangenheit des eigenen Vaters auf und erzählte von EmigrantInnen des Alten Europa, die um 1900 ihr Glück in den USA suchten. Seine nächste Station ist Graz: Dr. Martin Pollack, vielprämierter Autor und als Meister der historischen Reportage gefeiert, lehrt im Wintersemester 2014/2015 an der Karl-Franzens-Universität als Gastlektor und versucht DissertantInnen die Kunst des präzisen, anschaulichen Schreibens näherzubringen. Der mit dem Leipziger Buchpreis zur Europäischen Verständigung 2011 ausgezeichnete Autor möchte in acht geblockten Lehrveranstaltungen – beginnend mit dem 13. Oktober 2014 – in den 20 DoktorandInnen „die Freude und Neugier am Schreiben wecken.“
Sprache als Werkzeug der Vermittlung wird in dem Seminar, das Dissertierenden aller geisteswissenschaftlichen Fächer der Uni Graz offen steht, im Mittelpunkt stehen: „In der deutschsprachigen scientific community wird dem komplexen Formulieren mitunter leider zu viel Bedeutung beigemessen. Mir geht es darum, die TeilnehmerInnen für eine verständliche Sprache zu sensibilisieren, denn ihre Publikationen sollten im Idealfall für alle Interessierten lesbar und ansprechend sein.“ Die dem Schreiben vorausgehende Grundlagenarbeit, die Recherche, wird ebenfalls großen Raum im Seminar einnehmen: „Den Wert einer guten Recherche kann man für jede Art des Schreibens gar nicht hoch genug einschätzen“, betont Pollack. Korrekte Fakten seien ohnehin vorauszusetzen, aber auch deren sprachliche Wiedergabe müsse stimmig sein, um den Text flüssig zu halten. Als persönliches Ziel nennt der Schriftsteller, den Doktoratsstudierenden einen „Sinn für die vergnügliche Wissenschaft“ mitzugeben und ihnen zu zeigen, dass akademisches Publizieren sich mit journalistischen Ansprüchen zweifellos vereinbaren lässt. Auch nach Abschluss der Lehrveranstaltung steht der Autor den Studierenden weiterhin als Ansprechpartner für Fragen rund ums Schreiben zur Verfügung.
Pollack reiht sich in eine hochkarätige Riege von Gastlektoren am Institut für Germanistik der Uni Graz ein: Den Autor Josef Haslinger sowie die Kabarettisten Alfred Dorfer und Josef Hader konnte die Germanistin Ao.Univ.-Prof. Dr. Beatrix Müller-Kampel – mit besonderer Unterstützung des Dekanats der Geisteswissenschaftlichen Fakultät – bereits für Lehrveranstaltungen gewinnen.
Dr. Martin Pollack studierte in Wien, Warschau sowie an Universitäten des ehemaligen Jugoslawien Slawistik und osteuropäische Geschichte. Seit 1987 war Pollack Redakteur für das deutsche Nachrichtenmagazin „Der Spiegel“, dann dessen erster Korrespondent in Österreich und in Warschau. Er schrieb Essays, historische und literarische Reportagen und übersetzte aus dem Polnischen, darunter auch große Teile des Werks von Ryszard Kapuściński. Seit 1998 ist Pollack als freier Autor und Übersetzer tätig.