Lassen sich mit Methoden und Begrifflichkeiten der Literaturwissenschaft auch wirtschaftswissenschaftliche und rechtswissenschaftliche Texte erforschen, und wenn ja, welche neuen Erkenntnisse ergeben sich daraus? Diese Fragen beschäftigen die Romanistin Doris Pichler in ihrem Forschungsprojekt „Law, Literature and Economics. A New Interdisciplinary Approach“, gefördert vom Österreichischen Wissenschaftsfonds FWF.
„Normalerweise werden wirtschaftswissenschaftliche Schriften oder Rechtstexte nur auf der inhaltlichen Ebene untersucht. Analysiert man sie jedoch mit literaturwissenschaftlichen Methoden, lassen sich Textstrategien herausfinden, die einen anderen Blick auf den Inhalt und alternative Interpretationsmöglichkeiten eröffnen“, erklärt Doris Pichler, wie ihre Forschungen Neues zutage bringen können. So hat sie unter anderem einen Text des Ökonomen Joseph Schumpeter (1883-1950) unter die Lupe genommen und dabei entdeckt, dass der bekannte österreichische Wirtschaftswissenschafter sich häufig der Ironie bedient.
Aktuelle Forschungen zum Textbegriff aus interdisziplinärer Perspektive tauschten LinguistInnen, JuristInnen, TheologInnen und LiteraturwissenschafterInnen am 25. Jänner 2019 beim internationalen Symposium „TextVerHandlungen“ an der Universität Graz aus. Am Vortag widmete sich die vom Zentrum für Kulturwissenschaften und dem Doktoratsprogramm „Kultur – Text – Handlung“ organisierte Konferenz zeitgenössischen literarischen Texten bzw. Formen, die nicht dem klassischen Kanon angehören, wie etwa die Graphic Novel, und deren Einfluss auf die Definition von Literatur und die literaturwissenschaftliche Analyse.