„Graz hat nicht zufällig mit Joseph von Hammer-Purgstall den größten Orient-Gelehrten des 19. Jahrhunderts hervorgebracht, ohne dessen Übersetzungen persischer, arabischer und osmanischer Dichtung Goethes ‚West-östlicher Divan‘ nie entstanden wäre“, freut sich die Literaturwissenschafterin Andrea Polaschegg, in der steirischen Hauptstadt gelandet zu sein. „Eines meiner Ziele ist es, die lange Tradition und prägende Kraft solcher transkulturellen Wanderungen der Literatur stärker ins Bewusstsein von Wissenschaft und Öffentlichkeit zu bringen.“ Zu diesem Zweck hat sie in den wenigen Monaten in Graz schon gute Kontakte zu Kulturinstitutionen geknüpft, beispielsweise den Minoriten. Und sie weiß um die Kunst, ihre Inhalte auch ansprechend zu vermitteln. Für Studierende tut sie das in diesem Semester mit einer Lehrveranstaltung über Maria Magdalena.
Polaschegg ist am Niederrhein als Tochter einer Deutschen und eines Österreichers geboren – daher der kärntnerische Nachname und daher wohl auch ihr Interesse an Interkulturalität in jeder Form. Sie studierte Neuere deutsche Literaturwissenschaft, Germanistische Linguistik, Orientalistik und Islamwissenschaft in Bochum, Kairo und Berlin. 2016 erhielt sie die Lehrbefugnis für Neuere deutsche Literatur sowie für Allgemeine und vergleichende Literaturwissenschaft.
Ihre jüngeren Forschungen zu den Medien der Literatur – zu Schrift, Sprache, Buch und Bühne – will sie in den nächsten Jahren weiter ausbauen und hat bereits die Fühler nach KooperationspartnerInnen im Literatur- und Kunstbetrieb der Stadt ausgestreckt. Das gilt ebenfalls für ihre langjährige Beschäftigung mit dem Austausch- und Konkurrenzverhältnis zwischen Literatur und der Bibel im Blickwinkel unterschiedlicher Konfessionskulturen. Außerdem arbeitet Polaschegg an der Entwicklung eines trinationalen Forschungsprojekts zur Etablierung einer Komparatistik der deutschsprachigen Literatur, die auch staats- und gesellschaftsgeschichtlich unter ganz verschiedenen Einflüssen steht.
Dienstag, 21.11.2017