Erich Prunč, geb. 1941, promovierte 1968 mit einer Dissertation zur slowenischen Sprachwissenschaft und habilitierte sich 1984 mit einer dreibändigen Arbeit zum Kärntner Dichter Urban Jarnik an der Universität Graz. Bereits vor seiner Habilitation hatte er gemeinsam mit seinem Lehrer Stanislaus Hafner ein mehrjähriges Forschungsprojekt am Institut für Slawistik zur Inventarisierung der slowenischen Volkssprache in Kärnten initiiert.
Erich Prunč wurde 1988 zum Universitätsprofessor für Übersetzungswissenschaft an der Universität Graz berufen. Als Institutsleiter schuf er die infrastrukturellen und ideellen Bedingungen, die das damalige Institut für Übersetzer- und Dolmetscherausbildung zu einer international anerkannten Institution der translationswissenschaftlichen Forschung und Lehre werden ließen. Er prägte die Translationswissenschaft maßgeblich mit seinen Arbeiten zur Translationskultur und Translationsethik, seine Monographie Entwicklungslinien der Translationswissenschaft stellt ein Standardwerk der Disziplin dar und wurde in zahlreiche Sprachen übersetzt. Nach seiner Emeritierung 2010 setzte er seine wissenschaftliche Tätigkeit fort und konnte unter anderem einen slowenischen Passionstext, dessen Fund als Sensation gilt, wissenschaftlich editieren.
Mit Erich Prunč verliert nicht nur die Universität Graz eine herausragende Persönlichkeit – einen Wissenschaftler, Literaten, Übersetzer und Dolmetscher –, sondern auch zahlreiche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter einen vorbildlichen Mentor und menschlich wertvollen Freund und Kollegen. Die Lücke, die er als Ideengenerator, Integrationsfigur, offener und kreativer Denker hinterlässt, ist nicht zu füllen.