„Denken, Hören, Da Capo“ lautet der Arbeits-Titel der Doktorarbeit der Musikwissenschafterin Monika Voithofer. Es ist derselbe, den ein Werk des oberösterreichischen Komponisten Peter Ablinger trägt – ein Stück „konzeptueller Musik“. Mit diesem Begriff bezeichnet Voithofer intermedial-performative Kompositionsverfahren, die seit dem Beginn des 20. Jahrhunderts im weiteren Umfeld zeitgenössischen Musikschaffens entstanden sind und denen sie ihre Dissertation widmet.
Alles, was an dem Werk „Denken, Hören, Da Capo“ sinnlich wahrgenommen werden kann, ist diese knappe Textpartitur. Ablinger selbst bezeichnet es als „Hinweisstück“ und erklärt: Das sind „Stücke, die oft nur aus ihrem Titel bestehen; man kann sie ausführen oder aufsuchen, man kann sie tun oder denken“, wie auf seiner Webseite zu lesen ist. „Das, was man sich vorstellt, ist die Musik. Der Text weist darauf hin, er leitet zum Hören an“, sagt Voithofer.
Wie die vorrangig visuelle Konzeptkunst, die in den 1960er- und 70er-Jahren in den USA in Erscheinung getreten ist, versteht sich auch die konzeptuelle Musik als Verstandeskunst. Die sinnliche Wahrnehmung spielt in der Rezeption nur eine untergeordnete Rolle. „Die Idee des Künstlers/der Künstlerin und der Prozess der Auseinandersetzung damit sind wichtiger als das Produkt selbst“, erläutert die Wissenschafterin. Bisher hat sich die Forschung nur mit einzelnen Stücken und KomponistInnen des 21. Jahrhunderts befasst. Voithofer erarbeitet nun erstmals einen historischen und systematischen Überblick über konzeptuelle Musik im europäischen Raum. Dabei untersucht sie unter anderem, inwieweit die US-Konzeptkunst der 1960er- und 70er-Jahre Einfluss auf die konzeptuelle Musik genommen hat.
Dank eines Marietta-Blau-Stipendiums des Bundesministeriums für Bildung, Wissenschaft und Forschung in Höhe von 10 500 Euro kann Voithofer auch in den USA ihrer Forschung nachgehen: im Museum of Modern Art in New York, das mit der „Gilbert and Lila Silverman Fluxus Collection“ die weltweit größte Sammlung zu Fluxus und Konzeptkunst beherbergt, in der New York Public Library for the Performing Arts und an der Northwestern University in Chicago. Dort befinden sich Sammlungen zu weiteren bedeutenden VertreterInnen, unter ihnen die Komponisten Alvin Lucier und Dick Higgins sowie die Cellistin Charlotte Moorman.
Konzeptuelle Musik findet ihren Ausstellungsraum vor allem im Internet. „In diesem Zusammenhang möchte ich herausfinden, ob beziehungsweise wie sich die Digitalisierung auf die Produktion und Verbreitung auswirkt“, nennt die Forscherin ein weiteres Ziel ihrer Arbeit.
Monika Voithofer ist Mitglied im Doktoratsprogramms „Kultur – Text – Handlung“ der Universität Graz. Dieses vernetzt junge ForscherInnen verschiedener Disziplinen, die sich mit kulturwissenschaftlichen Fragestellungen auseinandersetzen.