Herausragende deutschsprachige Publikationen einem internationalen Publikum zugänglich zu machen, ist die Intention des Förderprogramms „Geisteswissenschaften International“, das der Börsenverein des Deutschen Buchhandels, die Fritz-Thyssen-Stiftung, die VG WORT und das deutsche Auswärtige Amt eingerichtet haben. Die im Jan-Thorbecke-Verlag erschienene Habilitation des Historikers Romedio Schmitz-Esser, „Der Leichnam im Mittelalter: Einbalsamierung, Verbrennung und die kulturelle Konstruktion des toten Körpers“, wurde dieser Tage mit einem von diesem Konsortium vergebenen Übersetzungspreis ausgezeichnet. Der englische Titel wird im renommierten Verlag Brepols erscheinen.
Schmitz-Esser, seit 1. Jänner 2017 Professor für die Geschichte des Mittelalters an der Karl-Franzens-Universität Graz, befasste sich in seiner Habilitation mit der kulturellen Konstruktion des Leichnams. „In der mittelalterlichen Gesellschaft teilten die Toten mit ihren Nachfahren den Lebensraum und konnten nach deren Vorstellung selbst aktiv in den Alltag eingreifen“, fasst der Historiker zusammen. Die beginnende forensische und medizinische Untersuchung sowie der Bestattungskult stehen im Gegensatz zu diesem Konzept. „Das Spannungsfeld zwischen Einbalsamierung und Zerstörung der körperlichen Hülle besteht bis heute“, so Schmitz-Esser.
Montag, 03.04.2017