Der Weltklimarat IPCC (Intergovernmental Panel on Climate Change) hat gestern, Sonntag, Teil drei seines aktuellen Sachstandsberichts veröffentlicht, in dem es um Strategien zur Abschwächung des Klimawandels geht. Univ.-Prof. Dr. Lukas Meyer, Professor für Praktische Philosophie und Dekan der Geisteswissenschaftlichen Fakultät an der Uni Graz, ist einer der elf Hauptautoren dieses Dokuments. „Wir beschreiben differenzierte Maßnahmen, wie man schädliche Emissionen reduzieren kann. Angesichts der Schwierigkeiten, eine global wirksame politische Lösung zu erreichen, ist es wichtig, dass einzelne Länder und Regionen eine Vorreiterrolle einnehmen“, stellt Meyer fest.
Als Hauptautor verantwortet er selbst vor allem die Abschnitte zu Klimagerechtigkeit und Klimaethik, die erstmals eigens im Bericht berücksichtigt werden. „Um die Folgen der globalen Erwärmung nicht aus dem Ruder laufen zu lassen, muss eine Höchstgrenze an Emissionen festgelegt werden. Wir haben einen Vorschlag gemacht, wie diese am fairsten verteilt werden sollen“, erläutert der Wissenschafter. Es gelte dabei zu berücksichtigen, zukünftigen Generationen eine lebenswerte Welt zu überlassen. Gleichzeitig müssen wir die Verantwortung für die den Klimawandel verursachenden Schadstoffe übernehmen. Industrialisierung oder Infrastrukturmaßnahmen, die mit Emissionen einhergingen, begünstigen Menschen heute in unterschiedlichem Maße. Zugleich verursachen sie global Klimaschäden, die häufig die Bevölkerung in den sogenannten Entwicklungsländern besonders schwer treffen. „Negative Konsequenzen der vergangenen Emissionen sind zum Teil schon spürbar und werden sich in den nächsten dreißig Jahren verstärken. Sehr viele Menschen müssen sich an veränderte Gegebenheiten anpassen, offen ist, wer hierfür die Kosten trägt und tragen soll“, präzisiert der Philosoph.
Lukas Meyer erforscht seit acht Jahren im Rahmen von Drittmittelprojekten die Themen Klimagerechtigkeit und Klimawandel. Er wurde als Autor für den Bericht vom Lebensministerium vorgeschlagen und vom IPCC-Büro ausgewählt. Ein erstes Treffen zur Strukturierung des nun vorliegenden Berichts fand bereits 2009 statt. In den letzten vier Jahren arbeiteten die über 200 AutorInnen unentgeltlich an dem Bericht, der den aktuellen Stand der Forschungen erhebt, weiteren Bedarf an Untersuchungen feststellt und der Beratung der politischen Entscheidungsträger dient.
An der Uni Graz leitete der Philosoph unter anderem das vom Österreichischen Wissenschaftsfonds FWF geförderten Projekt „Klimagerechtigkeit. Die Signifikanz historischer Emissionen“ und ist Sprecher des neuen Doktoratskollegs „Klimawandel - Unsicherheiten, Schwellenwerte und Strategien“. Seine Arbeit ist in die universitätsweiten Schwerpunkte Umwelt und Globaler Wandel sowie Kultur- und Deutungsgeschichte Europas eingebunden.
Montag, 14.04.2014