Acht Texte, acht AutorInnen für acht unterschiedliche Regionen der Steiermark: Die Initiative "Steirische Literaturpfade des Mittelalters" bringt längst vergessenes, aber sehr wichtiges Kulturgut an den Originalschauplatz in Form von literarischen Wanderwegen zurück. Hinter dem langjährigen Projekt, das am Nationalfeiertag mit der Eröffnung des Literaturpfades in Wildon einen krönenden Höhepunkt fand, steckt ein engagiertes Team von GermanistInnen der Karl-Franzens-Universität Graz.
Bei den Literaturpfaden handelt es sich um Themenpfade, auf denen mittelalterliche Literatur erzählt, übersetzt und kurz erläutert wird. Jeder Literaturpfad besteht aus der Orientierungsstation und vier bis sieben Erzählstationen, die individuell gestaltet sind. Geplant und eröffnet wurden diese Spazierwege an den Standorten Admont, Bruck/Mur, Neuberg/Mürz, Seckau, Stattegg, Unzmarkt-Frauenburg, Vorau und Wildon. Finanziert wurden die Schauobjekte größtenteils über Patenschaften von Gemeinden und Institutionen in der Region.
Unter der Leitung von Ao.Univ.-Prof. Dr. Wernfried Hofmeister erarbeitete der gleichnamige Uni Graz-Verein unterschiedliche Ideen und Realisierungsformen für die Literaturpfade. So haben zum Beispiel Studierende im Sommersemester 2012 in einem Projektseminar eigens Eventkonzepte für die Literaturpfade entwickelt. Vom Poetry-Slam über eine Literaturwächterführung bis hin zu einer szenischen Darstellung haben die GermanistInnen ihre Ideen zu Papier gebracht.
Wissenschaft & Praxis
"Die Literaturpfade sind das perfekte Beispiel für den Verbund zwischen Wissenschaft und Anwendung", erklärt Hofmeister bei der öffentlichen Präsentation des Projektes. "Uns ist es gelungen, an jedem der acht Standorte in der Steiermark diese Literaturpfade zu realisieren", betont der Wissenschafter. Profitieren sollen von diesen Wander- und Lehrpfaden die Bevölkerung vor Ort, die SchülerInnen aus der Region, aber vor allem auch der Tourismus. Für den letzten und achten Literaturpfad, der am 26. Oktober 2012 in Wildon eröffnet wurde, ließ sich Ulrike Doppan was Besonderes einfallen. Für sie war die Liebe zur Musik ausschlaggebend dafür, den Text des steirischen Dichters Herrand von Wildon mit einem Reigentanz zu verbinden. „Ich wollte Musik mit Tanz und Literatur kombinieren“, erzählt die Lehramtsstudentin. „Ich dachte mir, ich kreiere einen Reigentanz. Der ist zum Beispiel für Singles ideal, weil man zum Mitmachen keinen Partner benötigt."
Die Literaturpfade sind das perfekte Beispiel für den Verbund zwischen Wissenschaft und Anwendung." Wernfried Hofmeister, Projektkoordinator.
Die Studierenden bringen die Literaturpfade gemeinsam mit ihren Professorinnen und Professoren auch in die heimischen Klassenzimmer: Mit eigenen Konzepten wird derzeit in einem "Sparkling Science"-Projekt ein Arbeitskoffer mit Bild und Textmaterial für Schülerinnen und Schüler gepackt, der dieses wertvolle Kulturgut für kommende Generationen bereitstellt.