Vom Kaugummi über Koriander, Zimt und Zucker: Schon mittelalterliche Speisen gingen auf Reisen zwischen Orient und Okzident und beeinflussten Essgewohnheiten sowie Gesundheitslehre. Ein Sparkling-Science-Projekt an der Universität Graz verfolgt diese Spuren bis in die Neuzeit. Einige Ergebnisse werden auf einer frei zugänglichen Tagung von 19. bis 21. September 2019 präsentiert.
„Es gibt vielfache Vernetzungen von Ernährungslehre und -gewohnheiten zwischen dem europäischen und dem orientalischen Raum, die wir facettenreich darstellen“, beschreibt Andrea Hofmeister, die das Projekt gemeinsam mit Ylva Schwinghammer leitet. Die Basis der Forschung bilden zwei Kochrezepttextsammlungen aus dem sogenannten Münchener Arzneibuch, die im arabischen und italienischen Raum wurzeln und bereits antikes Gesundheitswissen reflektieren. „Dieser Codex ist ein einzigartiges Zeugnis für den interkulturellen Austausch zwischen dem Orient und dem europäischen Abendland“, unterstreicht Hofmeister. Der Reiz der Rezepte liegt nicht nur in den daraus resultierenden Gaumenfreuden, sie geben auch Aufschluss über soziale, wirtschaftliche, religiöse oder rituelle Aspekte. „Man könnte sie sogar als Leittexte für die Wege der Wissensvermittlung von der Antike bis in die Frühe Neuzeit bezeichnen“, so die Mediävistin.