Auch nach der Rückkehr ins Klassenzimmer: Online bietet für den regulären Unterricht in Geschichte/Sozialkunde und Politische Bildung großes Potenzial, bestätigt Christian Heuer, Professor für Geschichtsdidaktik an der Universität Graz.
„Ich denke, dass man aus den Erfahrungen der Pandemie auch hinsichtlich der Gestaltung von Schule und Unterricht Konsequenzen ziehen wird. Fachunterricht und schulisches Lernen werden sich durch diese Krise ändern bzw. durch die Professionals der LehrerInnen verändert werden. War vor der Pandemie schulisches Lernen in erster Linie im Klassenverband organisiert, also eher wenig flexibel, räumlich und sozial begrenzt, werden sich die gemachten Erfahrungen in Bezug auf die Flexibilisierung zeitlicher, räumlicher und sozialer Strukturen im Zuge der Pandemie auf die Lehr-Lernsettings niederschlagen. Auch für den Geschichtsunterricht bieten sich da große Potenziale, die von Gesprächen mit ExpertInnen, über virtuelle Erkundungen historischer Orte – wie Museen, Gedenkstätten, Archiven – bis hin zu medialen Formen der geschichts-kulturellen Teilhabe durch SchülerInnen reichen.
Flipped Classroom
Der Flipped Classroom als eine Form Blended Learnings, bei dem sich SchülerInnen durch online-zugängliche Erklärvideos in ein Thema einarbeiten, dazu bestimmte Aufgaben bearbeiten und dann in einer Präsenzphase gemeinsam mit der Lehrperson und anderen SchülerInnen Lösungen, Verständnisprobleme und Hilfestellungen problematisieren und austauschen, wird in diesem Zusammenhang sicherlich Einzug in die Schulwirklichkeit erhalten.
Für den Online Unterricht darf insbesondere die professionelle Strukturierung und Begleitung durch die Lehrpersonen nicht vernachlässigt werden. Geschichtsunterricht als ,Erzählveranstaltung‘, der auf den Erwerb und die Entwicklung von Kompetenzen historischen Denkens bei SchülerInnen zielt, braucht ebenso die gemeinsame Kommunikation über Geschichte(n) und die gemeinsame Reflexion über den Prozess des historischen Denkens, wie die lernprozess-begleitende Diagnose und Förderung durch die Lehrperson.
Kriterien für guten Online-Geschichtsunterricht
Daraus ergeben sich unsystematisch erste Merkmale für einen guten Online-Geschichtsunterricht:
- Klare Strukturierung und Zieltransparenz durch längerfristig angelegte Tages- und Wochenpläne, die genügend Zeit lassen, die schwierigen Teiloperationen historischen Denkens zu wiederholen und zu üben
- Zum eigenen historischen Denken und Verstehen anregende und herausfordernde, schülerbedeutsame Inhalte
- Vielfältige und differenzierte Aufgabenformate historischen Lernens
- Regelmäßige virtuelle Treffen, also synchrones Online-Learning zwischen Lehrperson und SchülerInnen zum Zwecke der Erläuterung, Klärung, Problematisierung, Präsentation und Reflexion
- Klare Leistungstransparenz durch Verfügbarmachen von Musterlösungen und einem differenzierten Erwartungshorizont
- Regelmäßiges Feedback durch die Lehrperson hinsichtlich der individuellen Kompetenzentwicklung.“